Kondome schützen nicht vor Aids, aber Beten vor Homosexualität

Aktualisiert

Gloria von Thurn und TaxisKondome schützen nicht vor Aids, aber Beten vor Homosexualität

Gloria von Thurn und Taxis hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst: Sie entblödete sich, im TV zu behaupten, Kondome schützen nicht vor AIDS und Homosexualität sei «ein schweres Kreuz».

von
Philipp Dahm

Es ist wie der Wandel vom Saulus zum Paulus: Vor Jahren noch wurde Gloria von Thurn und Taxis in den Medien wegen gewagter Outfits und wilder Feierei die «Punker-Fürstin» genannt. Dann kam der Wandel zum Religiösen und zum Wahnsinn. 2001 absolvierte sie einen denkwürdigen Auftritt in der Talkshow von Michel Friedmann.

Wenn Schwarze schnackseln

Dort sagte sie: «Afrika hat Probleme nicht wegen fehlender Verhütung. Da sterben die Leute an Aids, weil sie zu viel schnackseln. Der Schwarze schnackselt gern.» Friedmann entgegnete: «Soweit ich weiss, schnackseln Weisse auch gern.» Die Antwort der Adligen: «Aber wo das Klima wärmer ist, schnackselt man noch lieber.»

Trotz des Vorwurfs des Rassismus wiederholte sie ihre Äusserungen in diesem Jahr im Boulevardblatt «Bild»: «Die Afrikaner sind mitnichten anders drauf als wir. Dass die mehr schnackseln, hat mit den klimatischen Bedingungen da unten zu tun», gab sie zu Protokoll. Am Polarkreis würde dagegen das Ausziehen so lange dauern, dass man danach keine Lust mehr hätte.

«... dann nützt ihnen ein Kondom herzlich wenig»

Der Grund für den neuerlichen Verball-Ausfall: Die 48-jährige Schwäbin hat ein Buch geschrieben – zusammen mit dem deutschen Kardinal Meisner. Der Name des Machwerks: «Die Fürstin und der Kardinal». Mit ihren skandalträchtigen Äusserungen scheint sie also vor allem die Werbetrommel rühren zu wollen. Was sie jetzt in der ARD-Talkshow «Menschen bei Maischberger» nachlegte, hat ihr aber vor allem Negativ-PR beschert.

«Aids ist eine Krankheit, die man kriegt, wenn Blut und Körperflüssigkeit zusammenkommt, so, und dann nützt ihnen ein Kondom herzlich wenig.» Abtreibung, zu der auch die Einnahme der Pille zählt, ist für sie mit Mord gleichzusetzen, und über gleichgeschlechtliche Liebe sagte sie: «Es ist ein schweres Kreuz.» Die gute Nachricht für Homosexuelle: Beten helfe, nicht in die Hölle zu kommen. Das sieht Berlins bekennender schwuler Bürgermeister Klaus Wowereit naturgemäss ganz anders.

Offensichtlich eklatantes Wissensdefizit

«Da ist Frau Gloria von Thurn und Taxis ja die richtige Expertin. Ich finde solche Aussagen nicht nur dumm, sondern auch unverantwortlich. Die Fürstin soll sich mal in Afrika umschauen und endlich begreifen, was Sex ohne Kondome anrichtet. Das wäre sinnvoller, als sich Rat bei Kardinal Meisner zu holen», erregte sich der 54-Jährige im «Bunte»-Magazin. Auch Vertreter von Sozialverbänden, der evangelischen und auch der katholischen Kirche distanzierten sich von den wirren Äusserungen der Blaublüterin.

Konstruktive Kritik kam von Jürgen Rockstroh, der die Dame auf einen Fachkongress zum Thema einlud. «Ich fühle mich als Präsident der Deutschen Aids-Gesellschaft persönlich in die Pflicht genommen, gegen dieses offensichtlich eklatante Wissensdefizit in Punkto potenzieller HIV-Transmissionswege als auch effektiver HIV-Prävention etwas zu unternehmen», sagte er der deutschen Zeitung «Die Welt».

Die Fürstin und der Kardinalfehler - hoffentlich der letzte Akt in dem unwürdigen Thurn und Taxis-Theater.

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