Kurt Cobain zum Vierzigsten

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Kurt Cobain zum Vierzigsten

Er war der Gegenentwurf zu den Heile-Welt-Popstars der 90er Jahre - wütend, verzweifelt und ein bisschen schmuddelig: Dank Kurt Cobain wurde Grunge Trumpf - und Kurt der unfreiwillige König.

Der Song «Smells Like Teen Spirit» von Kurt Cobains Band Nirvana traf das Zeitgefühl, wurde zur Hymne einer Generation. Doch sein Erfolg war Kurt Cobain zuwider: Je mehr er davon hatte, desto depressiver wurde er, desto mehr rutsche er in den Drogensumpf - bis er sich schliesslich am 5. April 1994 mit einem Kopfschuss aus einer Schrotflinte das Leben nahm. Am 20. Februar 2007 wäre Cobain 40 Jahre alt geworden.

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Kurt Cobain als 40-Jähriger - ein abgetakelter Musiker der Grunge-Welle, der heute vor halb leeren Hallen spielt? Angesichts seines selbstzerstörerischen Lebenswandels ist es ohnehin schwer vorstellbar, dass der Nirvana-Sänger so alt geworden wäre. Anderseits: Auch Stars wie etwa Keith Richards, David Bowie oder Iggy Pop haben lange und düstere Drogenphasen überlebt, feierten danach in der Regel geläutert wieder grosse Erfolge und haben heute das Alter von 60 erreicht oder schon überschritten.

«Better To Burn Out Than To Fade Away

«It's better to burn out than to fade away» (Es ist besser, auszubrennen als zu verblassen), schrieb der Nirvana-Sänger in seinem Abschiedsbrief in Anlehnung an den Neil-Young-Song «Hey Hey, My My (Into The Black)». Tatsache ist, dass Cobains früher Tod den Mythos entscheidend geprägt hat. Er wird in einem Atemzug mit tragischen Helden wie Jimi Hendrix, Jim Morrison oder James Dean genannt. Um sein Ableben ranken sich Verschwörungstheorien, sogar von einem Mordkomplott war die Rede, auch wenn es dafür bis heute keine stichhaltigen Beweise gibt.

Cobain wurde am 20. Februar 1967 in Aberdeen rund 140 Kilometer von Seattle geboren, war ein Scheidungskind und wurde wohl unter anderem auch deswegen bald psychisch auffällig. Mit Musik kam er schon früh in Berührung. Als er 15 Jahre alt war, lernte er Krist Novoselic kennen, mit dem er 1987 Nirvana gründete. Drei Alben der Band erschienen zu Cobains Lebzeiten, darunter 1991 das legendäre «Nevermind», das den Seattle-Boom und die Grunge-Welle auslöste und eines der bedeutendsten Rockalben der vergangenen Jahrzehnte wurde.

1989 lernte Cobain Courtney Love kennen - eine ehemalige Stripperin, die Sängerin der Band Hole war. 1992 heirateten beide, Tochter Francis Bean wurde im gleichen Jahr geboren. Die Ehe sorgte immer wieder für Schlagzeilen und trug nicht zur psychischen Stabilität Cobains bei. So soll er Love etwa mehrfach mit Waffen bedroht haben. Die exzentrische Musikerin, die bis in die jüngste Vergangenheit selbst immer wieder Drogenprobleme hatte, zerstritt sich nach Cobains Tod zudem wegen Tantiemen mit den Ex-Mitgliedern der Band, weil sie die Zahlungen für sich alleine beansprucht. Cobain sei alleine Nirvana gewesen und die Band habe deshalb kein Erbe verdient, erklärte sie.

Ironie des Schicksals

Ab 1990 soll Cobain Heroin genommen haben - zunächst auch, um seine chronischen Magenschmerzen zu betäuben, für die kein Arzt eine Diagnose fand. Nach der Veröffentlichung von «Nevermind» spritzt sich der Sänger angeblich täglich die Droge. Mehrere Therapieversuche scheitern. Anfang März 1994 während der Tour zum Album «In Utero» stirbt Cobain in Rom beinahe an einer Kombination aus Schlaftabletten und Champagner. Offiziell wird der Vorfall als Unfall dargestellt. Cobain kehrt in die USA zurück, beginnt einen letzten Entzugsversuch, den er jedoch wieder abbricht. Am 5. April setzt er sich auf seinem Anwesen in Seattle eine mehrfache Überdosis Heroin, steckt sich den Lauf einer Schrotflinte in den Mund und drückt ab.

Es ist die Ironie seines Schicksals, dass der ungeliebte Erfolg Cobain auch nach dem Tod nicht loslässt. Ganz im Gegenteil: Das posthum veröffentlichte Songmaterial ist wesentlich umfangreicher als das, was zu Lebzeiten erschien. Das amerikanische Magazin «Forbes» schätzte die Einnahmen aus den Rechten an seinen Songs zuletzt auf 50 Millionen US-Dollar (rund 40 Millionen Euro), damit ist Cobain Bestverdiener unter den toten Prominenten - noch vor Elvis Presley oder John Lennon. (dapd)

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