Ibrahim Ferrer: Rührender Auftritt

Publiziert

MontreuxIbrahim Ferrer: Rührender Auftritt

Statisch, aber trotzdem bewegend: Der kubanische Musiker Ibrahim Ferrer wurde am Jazzfestival von den Zuschauern gefeiert.

«Todavía me queda voz» – Noch bleibt mir meine Stimme: Mit einem Bekenntnis zum Leben beginnt Ibrahim Ferrer am Sonntag sein Konzert in Montreux. Schmunzelnd stellen die Zuschauer dabei fest: Der späte Ruhm bekommt dem kubanischen Musiker offenbar bestens. Das dürre Männchen, das sie aus dem – vor bald zehn Jahren gedrehten – Film «Buena Vista Social Club» kennen, hat sich ein beachtliches Wohlstandsbäuchlein zugelegt.

Dass der Publikumsliebling mit dem Schalk in den Augen bereits 78 Lenze zählt, ist trotzdem unübersehbar. Statisch sitzt Ferrer auf einem Barhocker, versucht dann und wann ein paar Tanzschritte, wippt mit dem Mikrofon-Ständer und seufzt sehnsüchtig: «Solamente una vez», «Mi música cubana», «Dos gardenias» oder «El cuarto de Tula».

Weder im Publikum noch auf der Bühne bewegt sich allzu viel – sind Ferrers Begleitmusiker doch rührend darauf bedacht, dem Altmeister die Show nicht zu stehlen. Ironischerweise kommt trotzdem gerade dann Stimmung auf, als dieser sich für eine Pause zurückzieht und Pianist Roberto Fonseca und Bläser Javier Zalba den Laden schmeissen. Die Musiker erweisen sich als würdige Nachfolger von Ferrers Vorarbeit. Bleibt zu hoffen, dass ihnen auch dann noch Beachtung zuteil wird, wenn Ferrer für immer von der Bühne gegangen ist.

Claudia Schlup

Deine Meinung zählt