Eurovision Song Contest«Die Teilnahme kostet uns nicht viel»
Nach der erneuten Eurovisions-Pleite wird nicht nur das Auswahlsprozedere des Schweizer Beitrags, sondern auch die Schweizer Teilnahme als Ganzes in Frage gestellt. SF-Sprecher Marco Meroni verteidigt den Lovebugs-Einsatz und verrät: Der Grand Prix kostet den Sender weniger als manche Unterhaltungssendung.
20 Minuten Online: Ein neues Jahr, eine erneute Schlappe der Schweiz am Eurovision Song Contest. Sind Sie enttäuscht?
Marco Meroni: Die Enttäuschung ist schon da. Vor allem, weil die Lovebugs ihre Sache gut gemacht haben - eine coole Sache auch, die glaubwürdig war – weil sie sich selbst blieben.
Glaubwürdigkeit hin oder her - für eine Finalplatzierung hats nicht gereicht. Woran lags?
Vielleicht ist der ESC noch nicht so weit. Es gibt nämlich schon eine Entwicklung, eine Öffnung, die vermutlich mit Lordi begonnen hat. Doch noch ist der ethnisch eingefärbte Schlager dominierend. Die Lovebugs selbst haben eigentlich alles richtig gemacht. Sie sind echt geblieben. Uns geht es auch darum, die Schweiz zu repräsentieren mit der Musik, die tatsächlich hierzulande geschaffen und gehört wird. An diesem Credo wollen wir nicht so stark rütteln.
Mit echter Schweizer Musik an den ESC. Beispielsweise Vanilla Ninja ...
Vanilla Ninja war eine Ausnahme. Ein Experiment – das funktioniert hat. (Die estnische Pop-Band erreichte 2005 für die Schweiz den achten Rang - Anm. der Red.)
Ob Experiment oder nicht, der Schweizer Eurovisions-Beitrag wird von einer Expertengruppe bestimmt – die aber seit Jahren keinen Erfolg vorweisen kann.
Das Findungsgremium umfasst TV-Verantwortliche aus allen vier Landesteilen, von den nationalen Radiostationen und aus der Musikindustrie. Die haben die Aufgabe, die jährlich zwischen 40 und 60 eingereichten Songs zu evaluieren und einen Kandidaten auszuwählen. Wir werden bei dieser Vorgehensweise bleiben. Periodisch wird diskutiert, den Entscheidungsprozess abzuändern – die Frage bleibt aber, was wäre die Alternative? Piero Esteriores ESC-Beitrag wurde damals per Publikumsvoting ermittelt.
Eine Alternative wäre ein Ausstieg. Italien und Österreich machen es vor.
Ein Ausstieg ist für uns kein Thema. Es wäre doch schade, beim weltweit grössten TV-Event nicht mehr dabei zu sein. Ausserdem muss man ganz klar sehen: Die Teilnahme kostet uns gar nicht so viel. Die finanzielle Hauptlast wird ja von den Big Four getragen (=GB, F, D, E – die grössten Geldgeber der Eurovision, Anm. der Red.). Die anderen Länder zahlen anteilsmässig gemäss ihrer Grösse - die Schweiz als kleines Land einen dementsprechend kleinen Betrag. Die Teilnahme kostet uns weniger als manche Unterhaltungssendung.
Wer gewinnt den Eurovision Song Contest 2009?
Mein Favorit? Israel ist recht stark. Dass es mit einer solchen Message antritt, hat das Publikum sehr beeindruckt. Island hat aber den schönsten Song.