Die «Iglu-Fahrer» im Strassenverkehr

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VerkehrssicherheitDie «Iglu-Fahrer» im Strassenverkehr

Autofahren mit Schnee und Eis auf dem Dach kann gefährlich sein – und ist verboten. Die Kantonspolizeien zeigen sich bei leichten Fällen aber kulant.

Antonio Fumagalli
von
Antonio Fumagalli
Hier ist noch eine gründliche Schneeräumung angesagt vor dem Losfahren. Sonst kann es teuer werden.

Hier ist noch eine gründliche Schneeräumung angesagt vor dem Losfahren. Sonst kann es teuer werden.

Polizeibeamte haben einen speziellen Wortschatz: «Iglu-Fahrer» oder «Panzer-Fahrer» werden Lenker genannt, die sich auf ihrer schneebedeckten Windschutzscheibe nur gerade ein kleines Guckloch freigeschaufelt haben. Witterungsbedingt verwenden die Polizisten die wenig schmeichelhaften Bezeichnungen derzeit inflationär – gerade heute Morgen wurde im Kanton Zürich wieder ein Fahrer gebüsst.

Das Schweizer Strassenverkehrsgesetz spricht nämlich eine klare Sprache: «Fahrzeuge dürfen nur in betriebssicherem und vorschriftsgemässem Zustand verkehren. (…) Führer, Mitfahrende und andere Strassenbenützer dürfen nicht gefährdet und die Strassen nicht beschädigt werden», heisst es im Artikel 29. In Bezug auf die derzeit winterlichen Verhältnisse heisst dies: Das Auto oder der Lastwagen muss vom Schnee und Eis auf der Oberfläche befreit werden.

Das Missachten der Vorschrift kann tödliche Folgen haben: Im Januar 2005 fielen auf der A4 bei Humlikon ZH Eisschollen von einem Lastwagen, was einen Unfall mit Todesfolge provozierte. «Bei Lastwagen ist die Gefahr besonders gross, weil angestautes Wasser auf der Blache schnell zu einem Eisblock gefrieren kann. Fällt dieses runter, kann dies für die nachfolgenden Lenker äusserst unangenehme Folgen haben», so Damian Meier von der Kantonspolizei Uri.

Probleme im Gotthardtunnel

Im Gotthardkanton Uri ist das Problem besonders akut: Wegen des massiven Temperaturunterschieds von bis zu 30 Grad zwischen Tunneleinfahrt und -mitte lösen sich allfällige Eisblöcke auf Fahrzeugen schneller. «Seit einem Jahr steht deshalb einige Kilometer vor dem Gotthardtunnel das Schwerverkehrszentrum der Kapo Uri zur Verfügung, wo wir ein besonderes Augenmerk auf die Oberflächen der Lastwagen haben», so Meier, Chef der Bereitschafts- und Verkehrspolizei.

Bei schweren Verstössen gegen die Verkehrssicherheit verzeigen die Polizeibeamten den fehlbaren Lenker. «Die Busse kann schnell mehrere Hundert Franken betragen», sagt Meier. In Extremfällen droht gar der Fahrausweisentzug.

Kulante Beamte

Wie eine Umfrage bei den Kantonspolizeien der Kantone Zürich, Bern, Graubünden und Uri zeigt, gehen die Beamten bei den Kontrollen aber mit Augenmass vor. «Ein paar Flocken Schnee auf dem Autodach reichen nicht für eine Verzeigung. Es muss schon eine reale Gefahr für die Verkehrsteilnehmer bestehen», sagt Stefan Oberlin von der Kantonspolizei Zürich.

Also: Es lohnt sich, die Wettervorhersage zu konsultieren und bei prognostiziertem Schneefall einige Minuten früher aufzustehen, um das Fahrzeug gründlich von Schnee und Eis zu befreien. Sonst wird es teuer – und unter Umständen verheerend für den Fahrer im Rückspiegel.

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