Schweiz eingeschneitSchnee lässt Blech krachen
Auf den schneebedeckten Schweizer Strassen ist es zu mehr als 350 Unfällen gekommen. Meistens blieb es bei Blechschäden.
Nicht nur die Schneeräumungsdienste, auch die Polizei und Pannendienste haben nach den starken Schneefällen der vergangenen Stunden alle Hände voll zu tun. In der Deutschschweiz wurden seit Mittwochmittag über 350 Verkehrsunfälle registriert. Zumeist blieb es bei Blechschäden. Auf den Autobahnen konnte der Schnee bis am Donnerstagmorgen geräumt werden.
Nur auf der Autobahn A9 im Wallis habe am Donnerstagmorgen an einigen Stellen noch Schnee gelegen, sagte ein Sprecher von Viasuisse auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Noch Mittwoch seien hingegen alle Schweizer Autobahnen schneebedeckt gewesen, was zu Staus und Unfällen geführt habe.
Zu Unfällen kam es aber auch auf Haupt- und Nebenstrassen: So verletzte sich im aargauischen Strengelbach ein 22-jähriger Autofahrer am Mittwochabend schwer. Er hatte in einer Kurve die Kontrolle über sein Auto verloren und prallte frontal gegen einen Linienbus. Eine Ambulanz brachte den jungen Mann ins Spital.
Im Kanton Graubünden wurden bei einer Frontalkollision vier Personen verletzt. Auch sie mussten ins Spital gebracht werden. Der Unfall ereignete sich zwischen Chur und Domat/Ems bei der Abzweigung nach Felsberg. Insgesamt wurden in der Deutschschweiz seit Mittwochmittag über 350 Unfälle verzeichnet. Rund 30 Personen erlitten Verletzungen. Zum Teil waren die Autofahrer noch mit Sommerreifen unterwegs.
Im Kanton Zürich krachte es bis am Donnerstagmorgen 73 Mal, in Bern 37 Mal. Die Kantone Aargau und Solothurn registrierten 61 Unfälle. Je 20 Unfälle waren es in Luzern, Graubünden und St. Gallen.
TCS gegen explizite Pflicht
Von der Forderung nach einem Obligatorium für Winterreifen hält der Touring Club Schweiz (TCS) nichts. Ein solches gebe es faktisch bereits, sagte TCS-Sprecher Stephan Müller gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Das Strassenverkehrsgesetz schreibe vor, dass Fahrzeuge nur im betriebssicheren Zustand verkehren dürfen.
Zudem müssten die Fahrzeuge so beschaffen und unterhalten sein, dass niemand gefährdet werde. Deshalb könne das Nicht-Montieren von Winterreifen auch zu Bussen führen - allerdings erst nachdem ein Unfall passiert sei, sagte Müller. Zudem könne es bei einem Unfall auch zu haftrechtlichen Folgen kommen.
Der TCS empfiehlt das Montieren von Winterreifen, sobald die Temperaturen auf unter sieben Grad fallen. «In der Kälte werden Sommerpneus spröde und hart», erklärte Müller. Im Vergleich zu Winterreifen sei der Bremsweg eines mit Sommerreifen ausgerüsteten Fahrzeuges doppelt so lang.
Auch hafteten Winterreifen wegen der feineren Lamellen auf Schnee viel besser. Umgekehrt empfehle es sich aber nicht, im Sommer mit Winterreifen zu fahren, sagte Müller. Tests des TCS hätten gezeigt, dass Winterreifen bei warmen Temperaturen ebenfalls längere Bremswege zur Folge hätten.
Die Forderung nach einem Obligatorium für Winterreifen hatte unter anderem die Bündner Kantonspolizei in einem Beitrag von «10vor10» des Schweizer Fernsehens gestellt. Ein Sprecher des Bundesamts für Strassen sagte im Bericht, dass ein Obligatorium in der Schweiz, wo der Winter nicht überall gleichzeitig beginne, nicht akzeptiert werden würde. Eine generelle Winterreifen-Pflicht kennen Deutschland und Österreich.
Flugbetrieb normalisiert sich
Die grossen Schweizer Flughäfen nehmen ihren Betrieb am Donnerstagmorgen nach dem heftigen Schneefällen vom Dienstag und Mittwoch wieder auf. Von Normalbetrieb kann allerdings noch nicht die Rede sein. Der Betrieb auf dem Flughafen Genf-Cointrin werde nach und nach wieder aufgenommen, sagte Flughafensprecher Bertrand Stämpfli am Donnerstagmorgen gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Auf dem Flugfeld wurden 60 000 Kubikmeter Schnee weggeschafft. Dies entspricht 2000 Lastwagenladungen.
In der Nacht auf Donnerstag musste der Flughafen Genf erneut rund 200 gestrandete Passagiere betreuen. Die meisten verbrachten die Nacht in Zivilschutzräumen. Einige übernachteten im Flughafen selber.
Ebenfalls noch nicht ganz auf Normalbetrieb schalten kann der EuroAirport Basel. Laut Website wurden für Donnerstagmorgen mehrere Flüge von bzw. nach München, Lyon, London und Frankfurt annulliert.
In Zürich wurden am Donnerstagmorgen die ersten Flüge normal abgefertigt, nachdem der Betrieb am Mittwoch aufrechterhalten werden konnte. Laut einer Sprecherin wurden wegen der Situation auf ausländischen Flughäfen für Donnerstag bisher acht Starts und 14 Landungen annulliert.
In Bern-Belp waren die Räumungsequipen während der ganzen Nacht daran, Piste und Rollwege von Schnee und Eis zu säubern. Der Flughafen wird den Flugbetrieb voraussichtlich um 08.30 Uhr wieder aufnehmen, wie die Flughafenleitung am Donnerstagmorgen mitteilte.
Die richtige Kälte kommt erst noch
Nach dem Schneefall dürften sich die Temperaturen in der Schweiz weiter absenken. Der Temperatur-Tiefpunkt dürfte laut Roger Perret von MeteoNews Samstagnacht erreicht werden: Dann fallen die Temperaturen in Kältelöchern des Mittellands wie etwa in Bern bis auf minus 15 Grad.
Für Wärmeliebhaber gibt es dennoch eine gute Nachricht: Bereits am Sonntag soll die Quecksilbersäule wieder rasant ansteigen, für Montag werden in den Föhntälern gar bis zu 20 Grad erwartet. Das wird den Schneemännern weniger gefallen. (rub/sda)
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