TraditionshandwerkTamile rettet Schweizer Holzschlitten
Kavithas Jeyabalan flüchtete vor 26 Jahren vor dem Bürgerkrieg in Sri Lanka in die Schweiz – und sah zum ersten Mal Schnee. Jetzt bewahrt der ehemalige Asylant traditionelle Holzschlitten vor dem Aussterben. Am Donnerstag hatte er einen Auftritt im Schweizer Fernsehen, seither laufen die Drähte heiss.
Mit blau-gelb gestreifter Mütze, Handschuhen, viel Charme sowie seinen Holzschlitten gewann der gebürtige Tamile Jeyabalan am Donnerstag im Handumdrehen die Zuschauer der Sendung «Aeschbacher» des Schweizer Fernsehens für sich. Am Freitag stand er bereits wieder in seiner Werkstatt. Der vielen Anrufe wegen kam er aber kaum zum Arbeiten. «Das Echo ist riesig», so Jeyabalan zu 20 Minuten Online. Unzählige Freunde, aber auch Wildfremde, hätten sich bei ihm gemeldet und ihm zu seinem Auftritt gratuliert. «Das Interesse ist gross», sagt Jeyabalan in seinem akzentfreien Bündner Dialekt. Nun hoffe er auf möglichst viele Bestellungen seines traditionellen Schanfigger Holzschlittens.
Retter eines uralten Schweizer Handwerks
Der heute 46-jährige Jeyabalan kam vor 26 Jahren in die Schweiz. Er flüchtete aus seinem Heimatland Sri Lanka wegen dem Bürgerkrieg zuerst nach Chur, wo bereits sein Bruder lebte. Damals war er 20 Jahre alt und sah zum ersten Mal in seinem Leben Schnee. «Eines Tages fuhr ich mit dem Zug nach Arosa», erzählt der ehemalige Asylant und dort habe er schliesslich Arbeit bei einem Schreiner gefunden. Hier lernte er, wie man Aroser-Schlitten baut, in der Art, wie sie seit 150 Jahren gezimmert werden. Schliesslich richtete er in einem «Hennenstall» im 200-Seelen-Dorf Peist im Schanffiggertal seine eigene kleine Schreinerei ein und perfektionierte das Holzschlittenbauen.
Eigenes Label gegründet
Unter dem Namen Schanfiggerschlitten verkauft er heute gegen 50 Schlitten pro Saison. Der Exote ist der einzige, der das traditionelle Handwerk noch beherrscht und sorgt dafür, dass es nicht ausstirbt. Kavithas Jeyabalan, den in Peist alle Kavi nennen, beschäftigt im Winter drei und im Sommer sechs Mitarbeiter. Er ist verheiratet mit einer Bündnerin und hat fünf Kinder. Die Holzschlitten sind nicht die einzigen Berührungspunkte Kavithas' mit Schweizer Traditionen: Er ist auch Mitglied in einer Trachtengruppe.