Gestatten ...Mein Name ist Spatz
Da, wo ihr seid, da bin ich auch: Seit über 10'000 Jahren begleite ich euch Menschen – und trotzdem verschwendet ihr kaum je einen Gedanken an mich. Dabei bin ich ein geselliges und kluges Kerlchen!
Alle Vögel sind schon da, alle Vögel, alle. Amsel, Drossel, Fink u-hund Star. Und wo bleibt der Spatz? Er wird wohl einfach mitgemeint mit der ganzen Vogelschar. Obwohl er eine eigene Erwähnung verdient hätte. Ist das Vögelein doch schon seit über 10 000 Jahren des Menschen treuer Begleiter. Als sogenannter Kulturfolger fehlt er nur an den Polen, in Teilen von Nordsibirien, China und Südostasien, in Japan, dem tropischen Afrika, in Süd- und ganz im Norden von Nordamerika sowie in Westaustralien. Daraus könnte man schliessen, die Singvögel gäbe es en masse. Das stimmt aber nicht. Zwar kommt es nicht mehr zu behördlich angeordneten Vergiftungsaktionen wie früher, trotzdem ist ein starker Rückgang erkennbar, der laut alarmierten Vogelschützern auf schlechter werdende Umweltbedingungen zurückzuführen ist.
Sein weltweiter Bestand wird auf rund 500 Millionen Stück geschätzt. Wenn also alle über sieben Milliarden Menschen auf der Welt das Sprichwort «Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach» wörtlich nämen, würde jeder von uns nur grad ein 14tel Spatz (er)halten.
Lässt man den Haussperling, wie es sich gehört, in einem Stück, bringt er es auf rund 16 Zentimetern und 30 Gramm. Dies, in dem er Samen frisst, die wir kultivieren. Im Frühjahr und Sommer stockt er seinen Speiseplan mit Insekten aller Art auf. Spatzen, die Gartenbeizen frequentieren, sind gar Allesfresser.
Eleganter Lidstrich
Ob ein Männlein oder Weiblein zwischen unseren Füssen pickt oder einen Luftangriff auf den Wurstsalat startet ist an seinem Kleid zu erkennen: Der Mann ist etwas kleiner, etwas hübscher und mit kräftigeren Farben ausgestattet. Das Weibchen hingegen wartet mit einem zierend-weissen Lidstrich auf, der hinter den Augen gut sichtbar ist. Gegessen wird immer mit anderen Artgenossen zusammen. Findet ein Spatz eine neue Futterquelle, pfeift er seine Freunde zusammen und fängt erst an zu fressen, wenn sie eingetroffen sind.
Überhaupt ist der Spatz ein geselliges Kerlchen. Seine Tagesaktivität, die rund 18 Minuten vor Sonnenauf- und auch im Winter immer vor Sonnenuntergang endet, verbringt er synchron mit anderen. Allerdings gibt es auch was die Schlafenszeit angeht Ausnahmen. So kann man Spatzen beobachten, die nachts in einer Höhe von 300 Metern um den beleuchteten Gipfel des Empire State Buildings ihrer Beute nachjagen, nicht mehr sicher, wann Tag und wann Nacht ist.
Trotz ihrer Kontaktfreudigkeit bleiben sich Herr und Frau Spatz in der Regel ein Leben lang zusammen. Es kann aber passieren, dass sich ein Männchen mit mehreren Frauchen paart. Das ist auch gut so, denn die Tiere plagt eine hohe Kindersterblichkeit nach dem Flüggewerden. Während in der Stadt rund 40 Prozent vom Nachwuchs überlebt, sind es auf dem Land nur gerade 20 Prozent.
Sollten die vier bis sechs Babys, die nach ungefähr zwei Wochen aus den Eiern schlüpfen, das Pech haben, noch nestlägrig gleich beide Elternteile zu verlieren, sind sie nicht ganz aufgeschmissen. Mit ihrem jammernden Gefiepse erweichen sie die Herzen der Nachbarn, die täglich vorbeischauen und sie bis zur Selbständigkeit durchfüttern. Das kann zwischen elf und 23 Tage lang dauern. Ist die Zeit gekommen, das Nest zu verlassen, machen sich alle Kinder innert weniger Stunden auf den Weg in ein eigenständiges Leben. Dieses dauert in der Stadt länger als auf dem Land, doch im Durchschnitt ist nicht mehr als 1,5 bis 2,3 Jahre herauszuholen.
Geschlechtsreif sind Spatzen am Ende des ersten Lebensjahres. Dann sucht das Männchen einen Nistplatz. Dieser muss einerseits gut versteckt und andererseits, wie der Mann selber, schön sein. Denn das Weibchen denkt während der Balz nicht nur an ihre künftige Brut, sondern es schielt auch auf den Brustlatz ihres Künftigen und ob dieser auch schön anschwillt beim Singen. Imponiert ihr dieser sattsam, wird sie dem Männchen in das Nest folgen. Gefällt ihr auch das, kann es mit der Paarung losgehen.
Der Tolggen im Reinheft
Würde der Text hier aufhören, hinterliesse der Spatz einen durchwegs positiven Eindruck. Doch leider, leider gibt es noch etwas Verstörendes aus dem Leben der männlichen Sperlinge zu berichten. Dabei geht es um die Gruppenbalz. Während dieser verfolgen zwei bis acht Männer ein Weibchen. Schnell und laut wird es in dichte Vegetation getrieben und dort umringt. Dann versuchen die Männchen abwechselnd, das sich wehrende Weibchen in die Geschlechtsregion zu picken und mit ihm zu kopulieren. Dazu kommt es aber eher nicht. Und der Clou: Das mit dem Weibchen verpaarte Männchen ist mit von der Partie anstatt seiner Angetrauten zu helfen. Die Bedeutung dieses Rituals ist Forschern ein Rätsel.
Trotz diesem Tolggen in seinem Reinheft überwiegen die positiven Eigenschaften des Spatzes. Und während sich die allermeisten Tiere zu Recht vor den Menschen fürchten, lässt er sich nicht vergraulen, er fliegt immerzu treu an unserer Seite. Darum sollte uns der Matz nicht piepsegal sein. Wir sollten seinen Lebensraum schützen, denn es ist ja auch der unsrige.
Quellen:
In dieser Serie verraten uns Tiere, wo sie wohnen, was oder wen sie essen, wie sie ihre Tage und Nächte verbringen. Und manchmal gewähren sie uns sogar Einblicke in ihre Gedanken. Bisher erschienen: Spatz, Seepferdchen, Tapir, Murmeltier, Schwan, Kuh, Wasserschwein, Stubenfliege, Eisbär, Giraffe, Wasserschildkröte
In dieser Serie verraten uns Tiere, wo sie wohnen, was oder wen sie essen, wie sie ihre Tage und Nächte verbringen. Und manchmal gewähren sie uns sogar Einblicke in ihre Gedanken. Bisher erschienen: Spatz, Seepferdchen, Tapir, Murmeltier, Schwan, Kuh, Wasserschwein, Stubenfliege, Eisbär, Giraffe, Wasserschildkröte
In dieser Serie verraten uns Tiere, wo sie wohnen, was oder wen sie essen, wie sie ihre Tage und Nächte verbringen. Und manchmal gewähren sie uns sogar Einblicke in ihre Gedanken. Bisher erschienen: Spatz, Seepferdchen, Tapir, Murmeltier, Schwan, Kuh, Wasserschwein, Stubenfliege, Eisbär, Giraffe, Wasserschildkröte
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In dieser Serie verraten uns Tiere, wo sie wohnen, was oder wen sie essen, wie sie ihre Tage und Nächte verbringen. Und manchmal gewähren sie uns sogar Einblicke in ihre Gedanken. Bisher erschienen: Spatz, Seepferdchen, Tapir, Murmeltier, Schwan, Kuh, Wasserschwein, Stubenfliege, Eisbär, Giraffe, Wasserschildkröte
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In dieser Serie verraten uns Tiere, wo sie wohnen, was oder wen sie essen, wie sie ihre Tage und Nächte verbringen. Und manchmal gewähren sie uns sogar Einblicke in ihre Gedanken. Bisher erschienen: Spatz, Seepferdchen, Tapir, Murmeltier, Schwan, Kuh, Wasserschwein, Stubenfliege, Eisbär, Giraffe, Wasserschildkröte