Schleckmaul? Die Gene sind schuld

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FGF21Schleckmaul? Die Gene sind schuld

Ein süsser Zahn ist erblich bedingt. Das zeigt eine Studie aus Dänemark. Und auch, dass die Betreffenden einen Hang zu Alkohol und Tabak haben.

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Manche Menschen können Süssem einfach nicht widerstehen. Schuld daran ist laut dänischen Forschern ein spezielles Gen. Trotzdem sollte man dem Drang nach Süssigkeiten nicht immer nachgeben.
Denn Zucker schadet dem Körper. Was er genau mit uns anstellt, zeigt der Australier Damon Gameau in seinem Dokumentarfilm «Voll verzuckert». Im Selbstversuch hat er dafür diesen Berg Zucker in zwei Monaten zu sich genommen. Und zwar ausschliesslich in Form von als gesund deklarierten Lebensmitteln.
Ein Film-Experiment mit Folgen: So nahm Gameau insgesamt acht Kilogramm zu, bekam Unterbauchfett und seine Leberwerte verschlechterten sich. Auch seine Haut liess zu wünschen übrig, genauso seine Laune.
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Manche Menschen können Süssem einfach nicht widerstehen. Schuld daran ist laut dänischen Forschern ein spezielles Gen. Trotzdem sollte man dem Drang nach Süssigkeiten nicht immer nachgeben.

iStock/1905hkn

Wer künftig eine Erklärung für seinen unbändigen Drang nach Schokolade und anderen Süssigkeiten sucht, hat einen neuen Kandidaten: das von der Leber gebildete Hormon FGF21 (Fibroblasten-Wachstumsfaktor 21).

Besondere Varianten des dafür zuständigen Gens finden sich bei Naschkatzen eher als bei anderen Menschen, berichtet das Team um Matthew Gillum und Niels Grarup von der Universität Kopenhagen im Fachjournal «Cell Metabolism».

Die Daten, die aus einer Studie zu Lebensstil und Stoffwechsel von 6500 Dänen stammen, bieten überraschende Einblicke zur möglichen hormonellen Basis von grosser Vorliebe für Süsses, so Gillum.

Varianten steigern Neigung zu Süssem

Schon frühere Studien an Nagetieren und Primaten hatten gezeigt, dass das von der Leber gebildete Hormon den Appetit auf Süsses zügelt. Nun untersuchten die dänischen Forscher, wie zwei besondere Varianten des Gens, das den Bauplan für FGF21 enthält, die Neigung von Menschen zu Süssigkeiten beeinflussen. Dabei glichen die Forscher die genetische Ausstattung der 6500 Teilnehmer mit ihren Essensvorlieben ab.

Demnach steigern beide Varianten die Neigung zu Süssem. Bei den betroffenen Menschen war die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sie Naschkatzen waren, um etwa 20 Prozent höher als bei den anderen Teilnehmern. Dabei neigten sie weder besonders zu Übergewicht noch zu Diabetes 2. «Dutzende Faktoren tragen zu Stoffwechselerkrankungen bei», erläutert Grarup. «In dieser Studie sehen wir nur ein kleines Stück in einem grossen Puzzle.»

Zucker und Alkohol

Allerdings hatten die Probanden mit den beiden Gen-Varianten nicht nur eine Schwäche für Schleckereien, sondern auch eine Tendenz zu stärkerem Alkohol- und Tabakkonsum. Die Forscher erklären das damit, dass das Hormon auf das Belohnungssystem im Gehirn wirkt.

In einem weiteren Versuch klärten die Forscher die generelle Rolle des Hormons für den Körper. «Unsere Resultate zeigen, dass zirkulierendes FGF21 die Aufnahme von Süssem bei erwachsenen Menschen reguliert, ebenso wie bei anderen Primaten und Mäusen», schreibt das Team. Möglicherweise bilde die Leber noch weitere Hormone, die die Ernährung beeinflussen. (fee/sda)

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