Kampf gegen AllergienWenn Hunde Allergikern das Leben erleichtern
Bei Allergikern kommen immer mehr Hunde zum Einsatz, die lebensbedrohliche Allergene erschnüffeln. Doch mit dem wachsenden Erfolg mit den Vierbeinern, tauchen Probleme auf.
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Immer mehr Kinder sind auf Hunde angewiesen, welche im Alltag Allergene erschnüffeln.
Bernhardiner Boo ist weit mehr als ein anhängliches und flauschiges Haustier. Für seine Besitzer ist der speziell ausgebildete Hund vor allem ein Schutz auf vier Pfoten, der Erdnüsse und andere lebensbedrohliche Allergene erschnüffelt. Landesweit begleiten mittlerweile solche Hunde in den USA Menschen mit Allergien in die Schule, zu Veranstaltungen und bei anderen alltäglichen Aktivitäten, um Allergene oder auch nur die Rückstände davon aufzuspüren.
Doch je erfolgreicher das Modell mit den Hunden ist, umso mehr Probleme tauchen auf. So haben einige Besitzer durchaus Schwierigkeiten, in Geschäfte, Schulen sowie an anderen Orten die Verantwortlichen davon zu überzeugen, dass ihre Tiere genauso zu behandeln sind, wie die Begleithunde von Behinderten.
Zwar sind die Vierbeiner im amerikanischen Schwerbehindertengesetz bereits als medizinische Hilfe anerkannt, doch einigen Eltern geht das nicht weit genug. Und so versuchen sie auf lokaler und regionaler Ebene die jeweiligen Politiker davon zu überzeugen, auch die Vorschriften vor Ort anzupassen.
Kleinste Mengen können schwere allergische Reaktionen auslösen
«Der Hund ist eine Möglichkeit, mit der wir unserer Tochter helfen können, ein normales Leben zu führen», sagt Pam Minicucci aus North Haven. Ihre siebenjährige Tochter Gianna wird ständig von ihrem Spezialhund Boo begleitet. Der Grund: Gianna reagiert unter anderem allergisch auf Lebensmittel, in denen Erdnüsse enthalten sind. Allein die Rückstände davon - in der Luft oder auf Oberflächen - können Ausschläge, Juckreiz und Atembeschwerden bei ihr auslösen. Mehrmals musste das Mädchen deswegen bereits im Krankenhaus behandelt werden.
Gianna trägt deshalb stets ein Inhaliergerät und anderes medizinisches Gerät mit sich, für den Fall, dass sie mit Dingen in Berührung kommt, auf die sie allergisch reagiert. Wann immer sie und Boo unterwegs sind, gibt es gemischte Reaktionen, obwohl der Hund eine Weste trägt, die ihn als speziell ausgebildetes Tier identifiziert.
«Unser Ziel ist es, dass der Hund sie überall hin begleitet», sagt Pam Minicucci, die bereits Abgeordnete ihres Heimatstaates Connecticut angesprochen hat, die Allergene erschnüffelnden Hunde in den Gesetzeskatalog aufzunehmen - bislang erfolglos. «Ich erwarte nicht, dass die Leute ihre Welt für uns auf den Kopf stellen, aber ich erwarte, dass sie uns erlauben, unser Kind zu schützen», sagt die Mutter.
Besonders Kinder im Vorschulalter sind betroffen
Wie viele der auf Allergene spezialisierten Hunde es in den USA gibt, wird von den Behörden nicht erfasst, aber Besitzer und Ausbilder haben in den vergangenen Jahren mehr Anfragen und Aufträge registriert als früher. Zum einen führen sie das auf die zunehmende Bekanntheit solcher Tiere zurück, zum anderen auf die zunehmenden Erdnuss-Allergien unter Kindern.
Die US-Gesundheitsbehörden schätzen, dass vier von 100 Kindern unter einer Lebensmittelallergie leiden. Besonders hoch sind die Zahlen bei Kindern im Vorschulalter. Ein Phänomen, das sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt hat: Zwischen 1997 und 2007 nahmen Lebensmittelallergien bei Amerikanern unter 18 Jahren um 18 Prozent zu. Warum das so ist, konnte die Wissenschaft noch nicht eindeutig klären.
Bei Gianna Minicucci tauchten die Allergien als Kleinkind auf. Aus einigen ist sie bereits heraus gewachsen, andere sind geblieben - so schwerwiegend, dass ihre Familie entschied, dass sie tierische Hilfe benötigt.
Die Ausbildung ist ähnlich wie bei Sprengstoffspürhunden
Abhängig vom Ausbilder und vom Hund, können solche Tiere zwischen 10 000 und 20 000 Dollar kosten. Die Hunde sind dann in der Lage, die jeweiligen Allergene zu erschnüffeln und ihren Halter durch ein spezielles Signal zu warnen. Entweder setzen sie sich plötzlich hin oder drängen ihren Körper zwischen den Allergiker und das Allergen. Hundebesitzer haben beinahe täglich Erlebnisse, bei denen die Tiere etwas finden, was ihre jungen Halter von sich aus nie in Betracht gezogen hätten.
Die Ausbildung für einen Hund wie Boo ist dabei ähnlich wie bei Sprengstoffspürhunden der Polizei. Solche Tiere waren es auch, die die Ausbilderin Sherry Mers inspirierten, nachdem sie eine Fernsehsendung über sie gesehen hatte. Für ihre zehnjährige Tochter Riley trainierte sie einen Hund, damit dieser ihr Kind vor Lebensmitteln mit Erdnüssen oder deren Rückständen schützen sollte. Mittlerweile hat sie ihre eigene Firma gegründet, die Angel Service Dogs.
Zwar seien solche Hunde nicht für jede Familie geeignet, aber für Kinder wie ihre Tochter, seien sie wahre Lebensretter, sagt Mers.