ForschungsprogrammHandystrahlung beeinflusst Hirnaktivität
Mobilfunkstrahlung kann Vorgänge im Körper beeinflussen - etwa die Hirnaktivität im Schlaf. Welche Gesundheitsschäden dies auslöst, ist aber noch nicht klar.

Mobilfunkstrahlen beeinflussen Gehirnaktivität.
In elf Projekten untersuchten Forscher in den letzten vier Jahren die Risiken elektromagnetischer Strahlung - etwa von Funkantennen oder Mobiltelefonen. Am Donnerstag präsentierte der Schweizerische Nationalfonds (SNF) in Bern die Resultate dieses Nationalen Forschungsprogramms «Nichtionisierende Strahlung - Umwelt und Gesundheit» (NFP 57).
Die Forscher fanden keinen Zusammenhang zwischen der alltäglichen Strahlenbelastung und Störungen der menschlichen Gesundheit. Trotzdem gibt es Lücken und offene Fragen: Mobilfunkstrahlung kann Vorgänge im Körper beeinflussen - etwa die Hirnaktivität im Schlaf. Welche Gesundheitsschäden dies auslöst, ist aber noch nicht klar. Eine andere Studi zeigte, dass der Schutz von ungeborenen Kindern im Mutterleib verbessert werden sollte.
Heikle Schwangerschaft
Die Forscher simulierten am Computer, wie viel elektromagnetische Strahlung Föten im dritten, siebten und neunten Monat der Schwangerschaft abbekommen. Es zeigte sich, dass insbesondere moderne Induktionskochherde zu Strahlenbelastungen führen können, die über dem heutigen Grenzwert liegen.
Am Arbeitsplatz liegt die Belastung der werdenden Kinder zudem über dem Grenzwert, wenn Schwangere den erlaubten Maximalwerten für Berufspersonal ausgesetzt sind. Die Grenzwerte für Berufsleute liegen höher, da diese in der Regel gesünder und robuster sind als Kleinkinder. Die Forscher empfehlen, den Grenzwert für Schwangere am Arbeitsplatz zu senken.
Mehrere Forschungsprojekte im NFP 57 bestätigten zudem, dass die Strahlung nachweislich bestimmte biologische Prozesse in Zellen und Organen verändert. Das Team um Peter Achermann von der Universität Zürich etwa setzte Probanden vor dem Einschlafen für eine halbe Stunde der Strahlung eines Mobiltelefongesprächs aus.
Folgen für Gesundheit bisher unbekannt
Es zeigte sich, dass die Strahlung - im Vergleich zu einer Scheinexposition im Kontrollexperiment - die Hirnstromwellen im Schlaf verändert. Die veränderte Hirnaktivität wirkte sich aber weder auf Struktur und Dauer der verschiedenen Schlafphasen aus, noch war sie der subjektiv empfundenen Schlafqualität abträglich.
Eine umfassende Untersuchung in der Region Basel schliesslich kam zum Schluss, dass die durchschnittliche Strahlenexposition der Bevölkerung weit unter dem gültigen Grenzwert liegt. Zwischen der Benutzung von mobilen und drahtlosen Telefonen und gesundheitlichen Störungen fand sich kein Zusammenhang.
Folgestudien seien wichtig, schreibt der SNF. Noch sei nicht klar, ob die nachgewiesenen Effekte im Körper für die menschliche Gesundheit von Bedeutung seien. Liesse sich ein Wirkmechanismus von elektromagnetischen Feldern auf Organe und Organismen erhärten, könnten allfällige Folgen für die Gesundheit besser abgeschätzt werden. (sda)