Disney verzichtet auf Junkfood-Werbung

Aktualisiert

Kampf gegen ÜbergewichtDisney verzichtet auf Junkfood-Werbung

US-Unterhaltungsgigant Disney setzt ein Zeichen gegen Fettleibigkeit: Er strahlt keine Werbung für ungesunde Kost mehr aus. Betroffen sind Multis wie Coca Cola, McDonald's und Mars. Die First Lady freuts.

pbl
von
pbl
Mickey Mouse macht ab sofort Werbung für gesunde Ernährung.

Mickey Mouse macht ab sofort Werbung für gesunde Ernährung.

Übergewicht ist die Volkskrankheit Nummer eins in den USA. Zwei Drittel aller Amerikaner haben zu viele Pfunde auf den Rippen. 36 Prozent gelten als fettleibig. Bei den Kindern ist der Wert halb so hoch, doch auch diese Entwicklung ist alarmierend. Und die Hersteller von Junkfood und Softdrinks tragen das Ihre dazu bei. Sie geben rund eine Milliarde Dollar pro Jahr für Werbung aus, die sich gezielt an Kinder unter 12 Jahre richtet.

Nun setzt der Walt-Disney-Konzern, der wie kein anderes US-Unternehmen mit Kinderfreundlichkeit assoziiert wird, ein starkes Zeichen: Künftig soll auf allen Kanälen, die sich besonders an Kinder und Familien richten, nicht mehr für Produkte mit hohem Fett- oder Zuckeranteil geworben werden, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.

Die neuen Regeln sollen von 2015 an gelten. Bislang sind die Hersteller von Schokoriegeln, Kartoffelchips und Fertignahrung ein wichtiger Werbekunde auf den Fernseh- und Radiokanälen und auf den Websites von Disney. Die Hersteller müssen künftig auch auf Mickey und Donald auf ihren Verpackungen oder Werbepostern verzichten. Im Gegenzug will Disney ein neues «Mickey Check»-Gütesiegel für gesunde Nahrungsmittel einführen.

«Ein echter Wendepunkt»

Zuspruch kam von ganz oben: Präsidentengattin Michelle Obama unterstützte die erste Initiative dieser Art in den USA durch einen gemeinsamen Auftritt mit Bob Iger, dem CEO des Disney-Konzerns. «Diese Aktion ist ein echter Wendepunkt für die Gesundheit unserer Kinder», sagte die First Lady. Der Kampf gegen Übergewicht ist für sie ein zentrales Anliegen, das sie mit einem Gemüsegarten im Weissen Haus unterstreicht.

«Da ist ein grosses amerikanisches Unternehmen, eine weltweite Marke, das sein Geschäft umstellt, damit unsere Kinder gesünder leben können. Disney macht etwas, was noch kein Unternehmen bisher gemacht hat – aber hoffentlich jedes in Zukunft machen wird», erklärte Michelle Obama. Auch andere Radio- und Fernsehsender sollten sich bei der Werbung auf ihren Kanälen eine einfache Frage stellen: «Ist das gut für unsere Kinder?»

Nicht mehr erlaubt sind nach Angaben von Disney unter anderem Frühstücksflocken, die mehr als zehn Gramm Zucker pro Portion enthalten, aber auch Mahlzeiten mit mehr als 600 Kalorien, wovon nicht zuletzt die beliebten Kindermenüs der grossen Fastfood-Ketten betroffen sein dürften. Auch Produkte, die zu viel Kochsalz enthalten, will man nicht mehr akzeptieren. Bob Iger räumte ein, dass die Werbeeinnahmen kurzfristig einbrechen dürften. Er hoffe aber, dass sich Werber und Hersteller auf die neuen Standards einstellen werden.

Umdenken bei Herstellern

Anzeichen dafür gibt es. So kündigte McDonald's am Dienstag in einer Mitteilung an, man werde mit Disney einen Dialog über die neuen Richtlinien führen. Der Fastfood-Gigant hat sich gemäss der Nachrichtenagentur AP zusammen mit Konkurrent Burger King, Coca Cola, Mars und anderen Nahrungsmittel-Herstellern dazu verpflichtet, dass die an Kinder gerichtete Werbung ab 2014 nur noch gesunde Produkte betreffen soll.

Die Vereinbarung ist eine Reaktion auf den verschärften Kampf gegen Fettleibigkeit auch auf politischer Ebene. Letzte Woche sorgte der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg mit einem Verbot von XXL-Softdrinks für Schlagzeilen. Und Ende 2011 trat in San Francisco ein Gesetz in Kraft, das Gratis-Spielzeug in Kindermenüs verbietet. (pbl/sda)

Deine Meinung zählt