Experten in SorgeFast jeder zweite Schweizer ist zu dick
Wer zu viel wiegt, muss mit schweren Krankheiten rechnen. Eine neue Studie zeigt, dass die Zahl der Übergewichtigen dramatisch gestiegen ist – auch in der Schweiz

Der Amerikaner Patrick Deuel ist einer der schwersten Menschen der Welt.
Ein Drittel der Weltbevölkerung ist übergewichtig oder gar fettleibig. Zu diesem Schluss kommen Forscher. Sie hatten die Daten aus über 180 Ländern, darunter auch der Schweiz, ausgewertet. Wogen 1980 weltweit noch 857 Millionen Menschen zu viel, waren es 2013 bereits 2,1 Milliarden Menschen.
Dieser Anstieg ist prozentual wesentlich höher als jener der Weltbevölkerung. Die Entwicklung treffe auf Industrie- und Entwicklungsländer gleichermassen zu, schreiben die Autoren der Studie.
USA liegen vorn, Naher Osten holt auf
Mehr als die Hälfte der besonders stark übergewichtigen Menschen lebe in zehn Ländern: Dazu gehören die USA, China, Indien und auch Deutschland, berichten die Forscher um Marie Ng vom Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) der Universität von Washington im Fachjournal «The Lancet». Als Kriterium für Übergewicht nutzten die Wissenschaftler in ihrer Studie den sogenannten Body-Mass-Index (BMI), der sich aus der Körpergrösse und dem Körpergewicht eines Menschen ableitet.
«Fettleibigkeit ist ein Problem, das Menschen jeden Alters und Einkommens betrifft — überall», sagte der IHME-Direktor Christopher Murray. Von den insgesamt 671 Millionen Menschen, die einen BMI von 30 oder höher haben, lebe der grösste Anteil in den USA. Den stärksten Anstieg bezüglich Adipositas gab es in den vergangenen drei Jahrzehnten in Ländern des Nahen Ostens, darunter Ägypten, Saudi-Arabien und Oman.
Mit besonderer Sorge sehen die Forscher die Entwicklung, dass auch immer mehr Kinder und Jugendliche zu viel auf die Wage bringen. «Wir wissen, dass Adipositas im Kindesalter ernsthafte nachgeschaltete Gesundheitseffekte hat, etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und viele Krebsformen», so Ng.
Fast jeder zweite Schweizer übergewichtig
Bei den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Schweiz ist der Studie zufolge etwa jeder fünfte übergewichtig, rund jeder fünfzehnte ist sogar fettleibig. Bei den Menschen über 20 Jahren ist der Anteil mit zu hohem BMI noch grösser. So sind laut der Untersuchung hierzulande rund 57 Prozent dieser Männer und 40 Prozent dieser Frauen übergewichtig.
In einem begleitenden Kommentar zur Studie würdigt Klim McPherson von der Oxford-Universität die Arbeit von Marie Ng und ihren Kollegen. Auch wenn die Autoren aufgrund der grossen und inhomogenen Menge an Informationen einige Datenmodellierungen haben vornehmen müssen, verschleiere dies nicht die Wahrheit, die hinter diesen Daten stecke. McPherson ruft die Politik dazu auf, mehr gegen das zunehmende Problem Adipositas zu unternehmen.
Neben falscher Ernährung und zu wenig Bewegung zählen auch bestimmte Medikamente, Stress, Schlafmangel und genetische Veranlagungen zu den Ursachen von Übergewicht und Fettleibigkeit.
(fee/sda)
Body-Mass-Index
Der BMI wurde 1832 von Adolphe Quetelet entwickelt. Er leitet sich aus der Körpergrösse und dem Körpergewicht eines Menschen ab. Wer einen BMI zwischen 25 und 29,9 hat ist übergewichtig, bei Werten von 30 oder höher spricht man von Fettleibigkeit oder Adipositas. Dabei wird das Gewicht in Kilogramm geteilt durch das Quadrat der Grösse (Meter).