FehlentscheidungenMüde Ärzte verschreiben eher Antibiotika
Ob Blasenentzündung oder einfache Erkältung: Antibiotika sind häufig das Mittel der Wahl. Am Ende eines langen Arbeitstags verschreiben Mediziner diese besonders häufig.

Wenn sich die Patienten die Türfalle in die Hand geben, dann kommen Pausen zu kurz.
Schlafmangel kann zu Konzentrationsschwierigkeiten, Gereiztheit, Gefühlsschwankungen, Übelkeit und Kopfschmerzen führen - und dazu, dass Ärzte eher Fehlentscheidungen treffen. Das berichten US-Forscher im Fachjournal «JAMA Internal Medicine».
Das Team um Jeffrey Linder vom Brigham and Women's Hospital in Boston wollte wissen, ob und wie sich die Verschreibpraxis von Ärzten im Tagesverlauf verändert. Dafür werteten die Forscher die elektronischen Notizen und Abrechnungsdaten von mehr als 21'000 Arztbesuchen während 17 Monaten aus. Diese hatten entweder vormittags zwischen 8 und 12 Uhr oder am Nachmittag zwischen 13 und 17 Uhr stattgefunden.
Dabei zeigte sich, dass die Zahl der verschriebenen Antibiotika kontinuierlich anstieg. «Am Ende des Arbeitstages bekamen etwa fünf Prozent mehr Patienten ein solches Präparat als am Morgen», sagt Linder in einer Mitteilung des Spitals. Er vermutet, dass zunehmende Müdigkeit und schwindende Konzentration zu den Fehleinschätzungen führten. Deshalb rät er den Medizinern, zwischendurch mehrmals kurze Pausen einzulegen.