Neue Hoffnung für Migräne-Patienten

Aktualisiert

Kopfweh adéNeue Hoffnung für Migräne-Patienten

Wer sich bei Migräne-Attacken nicht nur auf die chemische Keule verlassen möchte, könnte zukünftig von einer neuartigen Behandlungsmethode profitieren.

von
rre

Geräusch- und Lichtempfindlichkeit, unerträgliche Schmerzen und eine Übelkeit, die bis zum Erbrechen führen kann: Wer von Migräne betroffen ist, weiss die Symptome von herkömmlichen Kopfschmerzen zu unterscheiden. Heute steht der als unheilbar einzustufenden Erkrankung, an der rund ein Viertel aller Schweizer leidet, ein breites Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten gegenüber - auch wenn diese nicht immer von Erfolg gekrönt sind. Die Therapien reichen von prophylaktischen Optionen wie Entspannungsmethoden bis hin zum Einsatz starker Migräne-Medikamente, sogenannter Triptane.

Wissenschaftler um Privatdozent Marom Bikson von der CCNY's School of

Engineering sind jetzt einer offenbar sehr wirksamen und praktisch nebenwirkungsfreien Migräne-Behandlung auf der Spur. Mittels

geringfügiger Elektroschocks sollen bestimmte Gehirnregionen stimuliert

werden, um zukünftige Migräne-Attacken zu verhindern. Beim tDCS-Verfahren (transcranielle Gleichstrom-Stimulation) werden relativ schwache elektrische Impulse über Elektronen geleitete, die zuvor an der Kopfhaut des Patienten befestigt werden.

Neue Impulse fürs Gehirn

«Diese Methode wurde entwickelt, um elektrische Impulse möglichst tief ins Gehirn leiten zu können», meint Bikson. Dabei verfolgt er das Ziel, direkt auf das Schmerz-Zentrum des Gehirns Einfluss nehmen zu können.

Gemeinsam mit seinen Forscherkollegen Alexandre DaSilva von der University of Michigan School of Dentistry (Zahnheilkunde) sowie Felipe Fregni von der Harvard Medical School, fand Bikson heraus, dass die elektrische Stimulation Gehirn-Veränderungen reversibel macht, die durch chronische Migräne verursacht werden. Insbesondere auf Kopfschmerz-Trigger, die bei langjährigen Migräne-Patienten oft vorhanden sind, sollen die Elektro-Schocks einen positiven Einfluss ausüben.

Während unterschiedlicher Pilotstudien kamen die Wissenschaftler zum Schluss, dass wiederholte tDCS-Behandlungen sowohl die Dauer der Migräne-Attacken, als auch die Intensität der Schmerzen um durchschnittlich 37 Prozent reduzierte. Eine über mehrere Monate andauernde Besserung stellte sich nach vier Behandlungswochen ein. «Bereits eine Schmerzlinderung von 30 Prozent bedeutet für einen Migräne-Patienten ein deutliches Plus an Lebensqualität», kommentiert Marom Bikson seine Untersuchungen.

Auch bezüglich der Verträglichkeit spricht nichts gegen eine tDCS-Therapie: Ausser einem leichten Kribbeln verspürten die Probanden keine Nebenwirkungen.

Die Arbeit von Bikson et al wurde im Fachjournal Headache veröffentlicht.

Trotz aller positiven und vor allem schmerzfreien Aussichten: Auf eine im Praxisalltag einsetzbare Apparatur müssen wir leider noch ein paar Jahre warten, denn jetzt gilt es erste einmal die Wirksamkeit des Verfahrens mittels gross angelegter klinischer Studien zu belegen.

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