Organspende vor dem Tod?

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Nieren-TransplantationOrganspende vor dem Tod?

Würde man bei sterbenden Organspendern die Organe schon vor dem Tod entnehmen, wäre deren Qualität besser. Holländische Ärzte haben in einem Fachbeitrag das Für und Wider dieser vorzeitigen Organentnahme erwogen.

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Entnahme einer Spenderniere: Grundlegende medizinethische Fragen

Entnahme einer Spenderniere: Grundlegende medizinethische Fragen

Die Leitung des «Erasmus Medische Centrum» in Rotterdam sah sich genötigt, auf der Homepage der Einrichtung eine Klarstellung zu publizieren: Im Gegensatz zum in verschiedenen Medienberichten erweckten Eindruck würden die Ärzte im Erasmus MC keinesfalls vorschlagen, Nieren vor dem Tod der Spender zu entfernen. Es gehe vielmehr um eine «theoretische Diskussion»; «in der Praxis» sei «keine Rede davon».

Die theoretische Erörterung der beiden Ärzte E. Kompanje und Y. de Groot, die in der nächsten Ausgabe der niederländischen Ärztefachzeitschrift «Medisch Contact» erscheinen soll, dürfte in der Tat für einen beträchtlichen emotionalen Widerhall in der Öffentlichkeit sorgen. Organspenden sind ein heikles Thema — hier stellen sich grundlegende medizinethische Fragen wie jene nach der Grenze zwischen Leben und Tod.

Massive Qualitätseinbusse

Was die niederländischen Ärzte diskutieren, sind die Vor- und Nachteile der Organentnahme bei ausgewiesenen Spendern, die auf einer Intensivstation im Sterben liegen, aber noch nicht klinisch tot sind. Dabei geht es um Patienten, bei denen die weitere lebensverlängernde Behandlung eingestellt wird, weil die Ärzte sie als sinnlos erachten. Heute müssen die Chirurgen warten, bis der Patient gestorben ist, bevor sie eine oder beide Nieren entfernen dürfen. Dies führt dazu, dass die Organe eine zum Teil massive Qualitätseinbusse erleiden; in rund der Hälfte der Fälle ist die Organspende überhaupt nicht mehr möglich.

Der Vorteil einer Organentnahme vor dem Abbruch der lebenserhaltenden Massnahmen läge somit in erster Linie in einer höheren Anzahl von Spendernieren, die sich für eine Transplantation eignen. Ihre Empfänger würden zudem von einer höheren Qualität der Organe profitieren, schreiben die Autoren. Auch könnte der todkranke Patient danach friedlich im Kreise seiner Angehörigen sterben, während er heute seinen Verwandten spätestens fünf Minuten nach dem Eintritt des Todes entrissen wird, damit die Organentnahme vorgenommen werden kann.

Misstrauen gegen Organspende

Doch es gebe auch deutliche Nachteile, warnen Kompanje und de Groot. Zunächst handle es sich bei der Entnahme einer oder beider Nieren um einen massiven Eingriff, der ohne medizinische Notwendigkeit erfolge. Dazu kommt die Gefahr, dass der Patient nach der Organentnahme nicht schnell stirbt, sondern noch mehrere Stunden an den durch die Operation verursachten Schmerzen leidet. Und endlich könnte, so die Autoren, die frühzeitige Organentnahme das ohnehin kräftige Misstrauen gegen die Organspende verstärken.

Die «dead-donor-rule» sei eine gute Regel, die sicherstelle, dass eine Organentnahme nicht zum Tod führe, schliessen die beiden Ärzte. Die Regel sei jedoch in letzter Zeit unter Beschuss gekommen; auch weil das Kriterium des Hirntods für manche Ärzte nicht mehr zu halten sei.

www.swisstransplant.org

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Organspende

Die Spende von Organen für Transplantationen ist im Transplantationsgesetz geregelt, das am 1. Juli 2007 in Kraft getreten ist. Voraussetzung für eine Organspende ist die eindeutige Feststellung des Hirntodes. Der Hirntod des Organspenders muss von zwei dafür qualifizierten Ärzten unabhängig voneinander festgestellt werden. Sie dürfen weder an der Entnahme noch an der Übertragung der Organe des Organspenders beteiligt sein.

Unter bestimmten Bedingungen ist auch eine Lebendspende möglich.

Da weltweit ein erheblicher Mangel an Spenderorganen herrscht, haben sich lange Wartelisten gebildet.

Quelle: Wikipedia.org

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