UV-Lampen in Nailsalons können Krebs erzeugen

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Neue StudieUV-Lampen in Nailsalons können Krebs erzeugen

Damit das Gel auf künstlichen Nägeln trocknet, braucht es eine UV-Lampe. Deren Licht kann laut neuen Erkenntnissen zu Hautkrebs führen. Dies weiss aber kaum jemand.

Tanja Bircher
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Tanja Bircher
In Nailsalons werden UV-Lampen zum Trocknen von Gelnägeln eingesetzt. Die Strahlen können laut Forschern Hautkrebs verursachen.

In Nailsalons werden UV-Lampen zum Trocknen von Gelnägeln eingesetzt. Die Strahlen können laut Forschern Hautkrebs verursachen.

Dass ultraviolette Strahlen schädlich für die Haut sind, ist nicht neu. Dass man sich aber auch beim Besuch im Nagelstudio einem Risiko aussetzt, sehr wohl: Das Licht von UVA-Lampen, die zum Trocknen von Gelnägeln benutzt werden, können zu Hautkrebs führen, wie eine neue amerikanische Studie zeigt. Laut den Forschern vom Medical College Georgia und dem Georgia Regents Health System reichen bereits acht Behandlungen mit einer UV-Lampe aus, um die DNS in der Haut zu beschädigen – die häufigste Ursache für Hautkrebs.

Wer sich regelmässig neue Gelnägel machen lässt und diese typischerweise während rund zehn Minuten dem UV-Licht aussetzt, erreicht diese Quote schnell. Das Risiko entsteht aufgrund von UVA-Strahlen, die jenen im Solarium nicht unähnlich sind. Obwohl sie die Haut nicht verbrennen (UVB-Strahlen sind für Sonnenbrände verantwortlich), können sie bei hoher Konzentration Melanome verursachen, hochgradig bösartige Tumore der Pigmentzellen in der Haut.

Sonnencreme und Handschuhe

Ralph Braun, Dermatologe am Universitätsspital Zürich, sagt: «Grundsätzlich kann jede UV-Quelle zu Hautkrebs führen. Das Schockierende an dieser Geschichte ist aber, dass viele Menschen sich gar nicht bewusst sind, dass in Nagelstudios UV-Strahlen verwendet werden.» Offenbar auch die Naildesignerinnen selbst nicht: 20 Minuten hat 15 Nagelstudios in Zürich kontaktiert und Mitarbeitende zum Risiko der UV-Strahlen befragt: 13 wussten nichts von einem möglichen Krebsrisiko.

Dass diese Lampen tatsächlich nicht ungefährlich sind, zeigt eine 2009 veröffentlichte Studie: In den Händen zweier gesunder Frauen aus den USA, die regelmässig Nagelstudios besucht hatten, entwickelten sich abnormale Hautzellen. Ärzte glauben, dass die Ursache im Zusammenhang mit dem UV-Licht der Lampen steht. Studienleiterin Lyndsay Shipp sagt: «Wir empfehlen deshalb vor jedem Besuch im Nagelstudio Sonnencreme aufzutragen oder sogar Handschuhe zu tragen, die kein UVA-Licht durchlassen.»

Tijana Trosic, Geschäftsführerin von Fashion Nails in Zürich, weiss Bescheid und hat ihr Studio für alle Fälle ausgerüstet: Sonnenmilch mit Schutzfaktor 50, Pigmentcreme, Handschuhe und LED-Lampen sollen das Risiko für ihre Kundinnen so klein wie möglich halten.

«Es braucht ein Verbot oder Warnhinweis»

Auch Doris Schmidiger, Vorstandsmitglied des Schweizer Berufsverbands Swiss Nail Design, sagt: «Wir sind uns des Risikos des UVA-Lichts von Nagellampen bewusst. Wir wissen aber auch, dass dieses nur besteht, wenn man sich den Strahlen zu oft aussetzt.» Es sei wie bei allen anderen Dingen, die Krebs erregend seien: Es kommt aufs Mass darauf an. «In der Schweiz gehen Frauen im Schnitt einmal im Monat zur Maniküre – auch wenn sie jedes Mal ihre Nägel trocknen lassen, ist das vollkommen unbedenklich.»

Die Erkenntnis, dass UVA-Strahlen krebserregend sind, sei nicht neu, sagt Josianne Walpen, Leiterin Ernährung und Landwirtschaft vom Konsumentenschutz. «Die Gesundheitsgefährdung durch regelmässige Solariumbesuche ist seit Langem bekannt.» Sogar das sonst eher zurückhaltende Bundesamt für Gesundheit rate explizit vom Besuch von Solarien ab. Wie hoch die Belastung und die Strahlung beim Härten von Nägeln in den Nagelstudios sei, entziehe sich ihrer Kenntnis.

«Dass die Bestrahlung mit UVA- und UVB-Strahlen aber überhaupt erlaubt ist, obwohl die wissenschaftliche Beurteilung zum Schluss kommt, dass diese krebserregend sind, ist für uns nicht verständlich», so Walpen. Bislang sei lediglich Kindern der Besuch in Solarien untersagt. Ihrer Ansicht nach müsste ein Verbot oder zumindest ein Warnhinweis, wie beim Rauchen, in Betracht gezogen werden. Sie sei überzeugt, dass viele Konsumenten sich der Gefahr nicht bewusst seien oder sie davon – wie bei den Nagelstudios – keine Kenntnis hätten. «Die wenigsten Konsumentinnen werden wissen, dass sie sich beim Härten der Nägel einer Bestrahlung durch UVA-Strahlen unterziehen und damit ihre Gesundheit gefährden könnten.»

«Frauen können Risiko nicht abschätzen»

Braun sagt, wie gefährlich die Strahlungen der Nagellampen seien, wisse man schlicht noch nicht. Die Stärke der UV-Strahlen in Nagelstudios variiere extrem, von «praktisch nichts» bis «sehr stark» sei alles möglich. Da die Stärke der Strahlen weder reguliert ist noch gemessen werden müsse, könne man sich kein Bild über das tatsächliche Risiko machen. «Frauen, die einen Salon aufsuchen, können demnach gar nicht einschätzen, ob sie ihre Gesundheit gefährden oder nicht», so Braun.

Zu diesem Schluss kommen auch die Forscher unter der Leitung von Shipp. Zwar steige das Hautkrebsrisiko beim Benutzen von UV-Lampen, es hänge aber vor allem von der Stärke der Strahlungen ab.

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