Ein Bild lügt mehr als tausend Worte

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BildmanipulationEin Bild lügt mehr als tausend Worte

Was wir sehen, erscheint uns plausibel. Doch Bilder werden geschönt und gefälscht. Und das nicht erst, seit es Photoshop gibt.

Daniel Huber
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Daniel Huber

Das letzte Beispiel: Eine US-Modekette hat die amerikanische Sängerin Britney Spears abgelichtet und die Bilder im Februar 2010 veröffentlicht. Im April tauchten dann unbearbeitete Aufnahmen des Foto-Shootings auf und ermöglichten den Vergleich mit den «verbesserten» Bildern.

Die Manipulation von Bildern gab es indes schon längst, bevor digitale Bildbearbeitungsprogramme den Fälschern ungeahnte Möglichkeiten eröffnet haben. Besonders in totalitären Systemen wie dem Stalinismus hatte die nachträgliche Bearbeitung von Bildern Konjunktur. Wer — wie zum Beispiel Trotzki — in Ungnade fiel, wurde nicht nur physisch eliminiert, sondern auch aus dem in Bildern festgehaltenen Gedächtnis gelöscht; ein Vorgang, der an die konstante Umschreibung der Vergangenheit im «Ministerium für Wahrheit» erinnert, wie sie George Orwell in seiner Kakotopie «1984» beschrieb.

Digitale Dramatisierung

Die Manipulation kennt verschiedene Techniken, zum Beispiel die Fotomontage, die Farbmanipulation oder die irreführende Wahl des Bildausschnitts. Sie erfolgt zudem aus den unterschiedlichsten Gründen. So mag der Konkurrenzdruck, der auf Fotografen und Medien gleichermassen lastet, den libanesischen Fotografen Adnan Hajj dazu verführt haben, seine Fotos der israelischen Luftangriffe auf Beirut im Sommer 2006 digital zu dramatisieren. Der Reuters-Fotograf dürfte aber zugleich billigend in Kauf genommen haben, dass seine Verfremdungen die Folgen der israelischen Angriffe übertrieben.

Nicht immer aber steckt ökonomisch oder politisch begründete Absicht hinter den Manipulationen. Manchmal wird lediglich die Realität ein wenig korrigiert, die im ursprünglichen Bild schlicht nicht prägnant genug erschien. Dies widerfuhr drei Spielern des US-Eishockeyteams von 1960, deren Köpfe auf dem Mannschaftsbild ersetzt wurden. Die in das Bild hineinmontierten Köpfe gehörten drei Spielern, die bei den entscheidenden Spielen dabei gewesen waren, nicht aber bei den Fotoaufnahmen.

In Abwandlung eines bekannten geflügelten Wortes könnte man daher mit Fug und Recht sagen, man vertraue nur jenen Bildern, die man selber gefälscht habe.

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