Unverhoffte AttraktionAls plötzlich ein 81-Meter-U-Boot am Strand lag
Die Leute von Hastings rieben sich die Augen an jenem Aprilmorgen 1919: Am Strand vor dem Queens Hotel war ein deutsches U-Boot angeschwemmt worden.
Am 15. April 1919 um 0.45 wurde das englische Seebad Hastings um eine Touristenattraktion reicher, um die es nicht gebeten hatte. Das deutsche U-Boot SM U 118 strandete zu diesem Zeitpunkt direkt vor dem Queens Hotel an der berühmten fünf Kilometer langen Strandpromenade. In der Folge zog es Tausende von Schaulustigen an.
Das U-Boot befand sich eigentlich auf dem Weg zur Verschrottung. Es war nach dem Ende des Ersten Weltkriegs als Kriegsbeute an Frankreich gegangen. Doch in einem Sturm auf dem Ärmelkanal rissen die Schlepptrosse, worauf das U-Boot auf den Strand von Hastings geworfen wurde.
Die Schaulustigen kamen von nah und fern, um das 81 Meter lange Minenleger-U-Boot zu bestaunen. Die britische Admiralität erteilte den Stadtbehörden daraufhin die Genehmigung, gegen eine Gebühr die Leute auch ins Innere des U-Boots zu lassen. So kamen insgesamt 300 Pfund zusammen, mit denen ein Fest für heimkehrende Soldaten ausgerichtet wurde.
Mysteriöse Todesfälle
Für wichtige Gäste wurden sogar zwei Mitglieder der Küstenwache mit Führungen betraut, was fatale Folgen hatte. Die beiden Männer wurden schwer krank und starben kurz nacheinander. Die Führungen wurden sofort gestoppt. Erst später kam man hinter die Todesursache. Aus den Schiffsbatterien strömte Chlorgas aus, was bei den Männern zu schweren Abszessen in Lunge und Hirn führte.
Die Franzosen versuchten das U-Boot wieder freizukriegen. Doch der Einsatz von drei Schleppern blieb erfolglos, worauf ein französischer Zerstörer auf das U-Boot schoss, um es zu zerkleinern. Bei den Bewohnern von Hastings kam das weniger gut an, lag doch das Wrack an einem öffentlichen Strand direkt vor einem Hotel.
Schliesslich beschloss man, das Wrack an Ort und Stelle zu verschrotten. Nicht zuletzt darum, weil sich die örtliche Jugend einen Spass daraus machte, Nacht für Nacht Steine gegen das Wrack zu werfen und damit die braven Bürger von Hastings um ihren wohlverdienten Schlaf zu bringen. Und so blieben Ende Dezember 1919 vom ungebetenen Gast nur noch die Erinnerung und einige höchst eindrückliche Fotos.