Unsterbliche ZellenAuch tot rettet sie immer noch Leben
Henrietta Lacks war arm, schwarz und ungebildet. Und doch schrieb sie Medizingeschichte – allerdings unfreiwillig.
Heftige Bauchschmerzen lassen Henrietta Lacks Anfang des Jahres 1951 das Johns-Hopkins-Spital in Baltimore aufsuchen. Dass sie kaum acht Monate später an Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) sterben würde, weiss sie da noch nicht.
Auch, dass sie in der Klinik nicht nur behandelt, sondern ihr zu Forschungszwecken auch noch Gewebe entnommen werden würde, ahnt sie nicht. Denn auf der Station für farbige Frauen, wo die Behandlung kostenlos ist, fragt die Patientinnen niemand um Erlaubnis. Die Patienten sollten wenigstens der Forschung dienen, wird sich Lacks Arzt, Howard Jones, später einmal rechtfertigen.
Erfreulich unerwartet
Jones schickt die am 8. Februar genommenen Proben an das Labor des Wissenschaftlers George Otto Gey, der sie in ein Gemisch aus Hühnerplasma, einem Extrakt aus Kalbsembryonen und menschlichem Nabelschnurblut gibt und im Kühlschrank versorgt. Sein Ziel: Die Zellen zum Vermehren bringen – etwas, was bis dato noch niemanden gelungen ist.
Und tatsächlich: Die Zellen, die Gey mit «HeLa» – die Anfangsbuchstaben der Patientin – angeschrieben hat, wachsen nicht nur, sondern verdoppeln sich auch über Nacht. Schon kurz darauf verfügt der Wissenschaftler über Millionen menschlicher Zellen. Erstmals in der Medizingeschichte kann ausgiebig an solchen geforscht werden – und zwar weltweit, denn Gey teilt seinen Schatz mit forschenden Kollegen.
Des einen Freund ist des anderen Leid
Und diese nutzen die Möglichkeiten, die die HeLa-Zellen ihnen bieten: So werden sie in der Folge unter anderem mit Mumps, Masern, Windpocken, Tuberkulose und HIV infiziert und bei Atombombentests starker Strahlung ausgesetzt. Henrietta Lacks' Zellen ist es auch zu verdanken, dass es heute einen Impfstoff gegen Kinderlähmung gibt. Auch die Ursache für Krankheiten wie Trisomie-21 konnte mit ihrer Hilfe gefunden werden.
Denn obwohl es sich bei den HeLa-Zellen um bösartige Krebszellen handelt, tragen sie viele elementare Eigenschaften von gesunden Zellen – wie die Funktionsweise von Genen oder die Produktion von Eiweissen.
Was für die Forschung ein Glücksfall werden sollte, ist für Henrietta Lacks eine Tragödie. Denn die so widerstandsfähigen Tumorzellen bringen ihr den Tod. Sie stirbt am 4. Oktober 1951.
Millionen von Menschen verdanken Henrietta Lacks ihr Leben.
(Video: Youtube/CBS News)