Watergate-AussageNixon und die fehlenden 18,5 Minuten
Die historische Aussage des ehemaligen US-Präsidenten Richard Nixon zum Watergate-Skandal ist erstmals veröffentlicht worden. Darin äusserte er sich auch zu einer umstrittenen Lücke.
Am 8. August 1974 erklärte Richard Nixon seinen Rücktritt, als bis heute einziger Präsident der US-Geschichte. Er war über die Watergate-Affäre gestolpert, in die zahlreiche seiner engsten Mitarbeiter verwickelt waren. Drei Tage zuvor hatten Tonbandaufnahmen aus dem Weissen Haus enthüllt, dass Nixon in die Vertuschung des Skandals verwickelt war. Um einem Amtsenthebungsverfahren zu entgehen, nahm der Republikaner den Hut.
Knapp ein Jahr später, am 23. und 24. Juni 1975, wurde Nixon von einer so genannten Grand Jury zum Watergate-Skandal als Zeuge vernommen. Selber konnte er nicht mehr juristisch belangt werden – sein Nachfolger Gerald Ford hatte ihm eine Blanko-Begnadigung ausgestellt. Nun ist das Transkript dieser historischen Aussage erstmals veröffentlicht worden. Der Historiker Stanley Kutler von der Universität Wisconsin, Autor von mehreren Büchern über den umstrittenen Ex-Präsidenten, hatte die Freigabe gerichtlich durchgesetzt.
Zwischen Selbstmitleid und Trotz
«Es ist Nixon, wie er leibt und lebt», sagte Kutler nach der ersten Sichtung der Nachrichtenagentur AP. Schwankend zwischen Selbstmitleid und Trotz, und immer wieder ausweichend. So verteidigte Nixon vehement seine Leistungen als Präsident und bezeichnete sich als Opfer einer «politisch motivierten» Untersuchung. Andererseits haderte er mit der Tatsache, dass «dieser dumme, unglaubliche Watergate-Einbruch» ihn zu Fall gebracht hatte.
Gemeint ist der dilettantische Einbruch in die Wahlkampf-Zentrale der Demokraten im Watergate-Gebäudekomplex in Washington am 17. Juni 1972, der den Skandal ins Rollen brachte. Drei Tage später hatte sich der Präsident im Weissen Haus mit seinem Stabschef Bob Haldeman über den Fall unterhalten. In der Tonbandaufzeichnung dieses Gesprächs fehlen jedoch 18,5 Minuten, die offensichtlich gelöscht worden waren.
Versehentlich gelöscht?
Diese Lücke fasziniert Historiker bis heute. Könnte sie den Beweis liefern, dass Richard Nixon den Einbruch nicht nur vertuschen liess, sondern ihn sogar angeordnet hatte? Diese Frage bleibt weiterhin unbeantwortet. Nixon erklärte in seiner Aussage nur, er habe «einen Tobsuchtsanfall bekommen», als er erfahren habe, wie gross die Lücke auf dem Band war. Seine Sekretärin Rose Mary Woods habe die Passage versehentlich gelöscht, sagte er.
Tatsächlich hatte Woods erklärt, sie habe den falschen Knopf gedrückt – nachdem sie dies in einer ersten Aussage noch bestritten hatte. Diese Diskrepanz verstärkte nur das Misstrauen betreffend die ominösen 18,5 Minuten. Geklärt werden dürfte dieses Geheimnis wohl nie: Rose Mary Woods starb 2005. Da war Richard Nixon bereits seit elf Jahren tot.
Der Watergate-Skandal
Was mit dem Einbruch ins Hauptquartier der Demokraten am 17. Juni 1972 begonnen hatte, wuchs sich aus zu einem der grössten Polit-Skandale in der Geschichte der USA. Dabei ging es unter anderem um die Bespitzelung und Anschwärzung von politischen Gegnern, die Annahme illegaler Parteispenden und grossangelegte Vertuschungen. Aufgedeckt wurde die Affäre von den «Washington Post»-Reportern Bob Woodward und Carl Bernstein. Sie hatten als erste herausgefunden, dass die Spur des Einbruchs ins Weisse Haus führte. Der Skandal zwang Präsident Richard Nixon zum Rücktritt, mehrere seiner Mitarbeiter wanderten ins Gefängnis.