Digitale MedienSchlauer dank Podcast und Co?
Die digitalen Medien entwickeln sich mit atemberaubender Geschwindigkeit. Hat das klassische Lehrbuch bald ausgedient?
«In meinem ersten Jahr als Lehrer hatte ich mir fürs Schullager ein 1-Franken-Handy gekauft. Heute, zwölf Jahre später, habe ich dank dem iPhone einen Computer in der Hosentasche!» Patrik Brand, Oberstufenlehrer in Wolfenschiessen, ist fasziniert, wie rasant sich die Informatik- und Kommunikationstechnologie entwickelt. Und diese setzt er im Unterricht auch ein. Mal schnell ein Rihana-Interview für die Englischstunde als Podcast herunterladen oder online Übungen zu beliebigen Themen machen: Die Möglichkeiten sind riesig. Der 36-jährige Lehrer nutzt die neuen Medien auch projektmässig. Mit der Online-Klassenzeitung «ors-times» hatte seine Schulklasse im vergangenen Schuljahr den Switch-Junior-Webaward gewonnen.
Gehört das klassische Lehrbuch bald der Vergangenheit an? «Das kommt darauf an, wie man ein solches definiert», sagt Professor Beat Döbeli vom Institut für Medien und Schule an der pädagogischen Hochschule Zentralschweiz (PHZ) in Goldau. «Geht es um die physische Eigenschaft Papier, dann ist durchaus denkbar, dass Lehrmittel künftig vermehrt elektronisch genutzt werden.» An der PHZ erhalten die Studierenden ihre Skripts und Unterlagen bereits heute in elektronischer Form. Es gibt ein Notebook-Obligatorium.
Laut Beat Döbeli nimmt die Bedeutung von digitalen Medien immer mehr zu. Die entsprechenden Geräte würden zwar meist nicht primär fürs Lernen gekauft, doch viele entdeckten plötzlich, dass man damit auch unterwegs lernen kann: Im Zug, Tram und Bus.
«In 15 bis 20 Jahren wird die Schule völlig anders aussehen», ist Patrik Brand überzeugt. Moderne Technologien wie das iPad würden ältere Medien wie das Lehrbuch oder die CD-Rom ablösen. Der Einsatz von modernen Medien bedeute aber nicht automatisch einen besseren Lernerfolg, betont er. Dem pflichtet Beat Döbeli bei: «Die didaktisch geschickte Nutzung entscheidet nach wie vor über Erfolg oder Misserfolg – und nicht das Medium.»
Sprachlabor in der Hosentasche
In einem zweijährigen Pilotprojekt haben alle Kinder einer Primarschulklasse der Projektschule Goldau ein iPhone erhalten. Es habe sich gezeigt, dass seit langem vorhandenes Audiomaterial öfters eingesetzt werden, wenn die entsprechenden Geräte in diesem Fall die MP3-Abspielfunktion ohne grossen Aufwand verfügbar seien, sagt Professor Beat Döbeli von der PHZ Schwyz. Begleit-CDs zu Schulbüchern gibt es schon länger. Mit MP3-Playern würden diese nun häufiger genutzt. «Das frühere Sprachlabor sitzt jetzt sozusagen in der Hosentasche.»