«Ein unmöglicher Blödsinn!»

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Mammut-Klon«Ein unmöglicher Blödsinn!»

Eine Elefantenmutter soll ein Mammutbaby austragen. Schweizer Forscher zweifeln am Erfolg des Vorhabens. Vor allem aber an dessen Wert.

Joel Bedetti
von
Joel Bedetti
Unvollständige DNA: Skelett eines Mammuts.

Unvollständige DNA: Skelett eines Mammuts.

Eine japanische Forschergruppe will mit Mammut-Genmaterial den pelzigen Vorfahren der Elefanten wieder zum Leben erwecken. Für die Zukunft fassen die Forscher gar einen Eiszeit-Themenpark in Sibirien mit geklonten Mammuts, Säbelzahntigern und Wollnashörnern ins Auge.

Hiesige Forscher sind höchst skeptisch, was die Erfolgsaussichten des Projekts betrifft – vor allem wegen des Alters des Genmaterials. «Die Forscher müssen die DNA-Sequenzen aus den Überresten in die authentische Reihenfolge bringen, um ein Mammut zu klonen», sagt der Genetikprofessor Primo Schär von der Uni Basel. Das sei wahrlich eine Mammutaufgabe. «Dagegen war die Mondlandung einfach», so Schär. Es sei kaum wahrscheinlich, dass die komplette DNA rekonstruiert und ein authentisches Mammut geboren werden könne.

Falsches Mammut

Heinz Furrer, Kurator des sich mit Fossilien befassenden paläntologischen Museums der Universität Zürich, befürchtet, dass die Forscher wegen der unvollständigen Mammut-DNA am Genmaterial der Elefanten herumbasteln könnten. «Falls sie tatsächlich ein Lebewesen erschaffen, wäre es wohl eher ein Elefant mit grossen Stosszähnen und langen Haaren», meint Furrer. Der Hinweis in der Presse auf das erfolgreiche Klonen von Mäusen, die 16 Jahre lang eingefroren waren, ist für Furrer deshalb nicht wirklich relevant. «Es ist schon ein Unterschied, ob das Genmaterial 16 oder 20 000 Jahre alt ist.»

Für Christian Meyer, Direktor des Naturhistorischen Museums Basel, stellt sich bei dem Thema noch eine andere Frage: «Was für einen Sinn macht es, in einer Zeit der Klimaerwärmung ein eiszeitliches Tier zum Leben zu erwecken, das wegen der Klimaerwärmung ausgestorben ist?» Wie sein Kollege Heinz Furrer bezweifelt er, dass die Mammuts heute überleben könnten, zum Beispiel im Bereich des russischen Permafrosts. «Mammuts sind Wandertiere und brauchen riesige Areale. Zudem fängt auch der Permafrost an zu schmelzen», so Meyer.

Forschung als Spektakel

Für den Zürcher Kurator Heinz Furrer gehört der Eiszeit-Riese ins Museum. «Das Mammut ist ausgestorben. Wir können es mit Skeletten und heute auch mit filmischen Illustrationen wieder darstellen – es zum Leben zu erwecken, macht aber keinen Sinn.» In einer Zeit, in der Forschungsprojekte möglichst spektakulär der Öffentlichkeit präsentiert werden müssen, warnt Furrer, stiessen solche Klon-Projekte aber zunehmend auf offene Ohren.

Weniger Bedenken gegenüber einem Klon-Experiment hat Frank Rühli, Direktor des Anatomischen Instituts der Uni Zürich. Gegenüber den Erfolgsaussichten ist aber auch er skeptisch, wie er im Videointerview gegenüber Keystone sagt:

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