Aus dem Wasserhahn tropft ein Chemiecocktail

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Beunruhigender TestAus dem Wasserhahn tropft ein Chemiecocktail

Fast in der ganzen Schweiz ist das Trinkwasser mit Chemikalien verseucht. Diese könnten auch beim Menschen zu Missbildungen führen.

L. Hanselmann
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L. Hanselmann

Pestizide, Medikamente, Rostschutzmittel: Rückstände von Chemikalien, die wir benutzen, tropfen aus dem Hahn. Dies zeigt die Kassensturz-Analyse des Trinkwassers in 50 Städten.

Die Resultate sind beunruhigend: In Zürich, Luzern, Bern und Basel wurden etwa Spuren des verbotenen Herbizids Atrazin gefunden. Dieses kann zu Missbildungen bei Fischen führen. Dasselbe gilt für Rückstände der Antibabypille.

«Abnormalitäten nicht ausgeschlossen»

Auch andere Tiere sind betroffen: Flusskrebse kommen wegen des Brustkrebsmittels Tamoxifen im Labor kleiner und mit unterentwickelten Fühlern zur Welt, wie eine laufende Analyse der Uni Lausanne zeigt.

Ob dies langfristig Folgen hat, weiss niemand genau. «Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass beim Menschen irgendwann Langzeiteffekte, zum Beispiel Abnormalitäten, auftreten», sagt Ökotoxikologin Nathalie Chèvre.

Bund will 1,2 Milliarden investieren

Der Bund hat das Problem jedenfalls erkannt. Bis in 20 Jahren will er rund 100 der zirka 700 Abwasserreinigungsanlagen für gegen 1,2 Milliarden Franken mit einer weiteren Reinigungsstufe aufrüsten – beispielsweise mit Aktivkohlefiltern oder einer Ozonierungsanlage.

«Unser Ziel ist es, dass so wenig Chemikalien wie möglich in die Gewässer gelangen», so Stephan Müller, Abteilungsleiter Wasser beim Bundesamt für Umwelt. Im Frühling will der Bundesrat eine Botschaft dazu verabschieden. Das letzte Wort hat dann das Parlament.

Zahl gefundener Chemikalien im Trinkwasser

Lausanne 14

Liestal 9

Zürich 8

Frauenfeld 7

Luzern 3

Basel 3

Bern 2

Genf 1

Appenzell 0

St. Gallen 0

Quelle: «Kassensturz»

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