Salat ist dreimal schädlicher als Speck

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UmweltbilanzSalat ist dreimal schädlicher als Speck

US-Forscher haben untersucht, wie sich die Produktion verschiedener Lebensmittel auf die Umwelt auswirkt. Ihre Resultate lassen aufhorchen.

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Auf Fleisch zu verzichten, kann der Gesundheit förderlich sein. Ob das auch für die Umwelt gilt, ist weniger klar.
Laut einer US-Studie haben Früchte und Gemüse auf die einzelne Kalorie bezogen eine schlechtere Umweltbilanz als Fleisch.
Was aber nichts daran ändert, dass die Viehhaltung für bis zu 51 Prozent des weltweiten Treibhausgas-Ausstosses verantwortlich ist. Bleibt der Fleischhunger der Menschen ungebrochen, dürfte es künftig sogar noch mehr werden.
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Auf Fleisch zu verzichten, kann der Gesundheit förderlich sein. Ob das auch für die Umwelt gilt, ist weniger klar.

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Wer seiner Gesundheit etwas Gutes tun will, sollte seinen Fleisch- und Wurstkonsum reduzieren und stattdessen vermehrt auf Früchte und Gemüse setzen. Diese Ernährungsregel ist weitgehend unbestritten. In den letzten Jahren hat sich zudem die Erkenntnis durchgesetzt, dass auch die Umwelt profitiert, wenn wir statt Fleisch Gemüse essen.

US-Forscher bringen dieses Bild nun ins Wanken. Ein Team der angesehenen Carnegie-Mellon-Universität hat die Umweltbilanz verschiedener Lebensmittel bezogen auf die einzelnen Kalorien analysiert. Dafür massen sie Energiekosten, Wasserverbrauch und Schadstoffausstoss. Nach dieser Messmethode schnitt Kopfsalat bei den Treibhausgasen verglichen mit Speck dreimal schlechter ab, wie die Wissenschaftler im Fachjournal «Environment Systems and Decisions» schreiben.

Gurken schlechter als Poulet

Den Amerikanern ging es bei ihrer Studie nicht darum, die gesundheitlichen Vorteile eines reduzierten Fleischkonsums in Abrede zu stellen. Auch den erwiesenermassen enormen Anteil der Viehhaltung am Treibhausgasausstoss stellten sie nicht in Frage.

Für ihre Studie betrachteten die Forscher, wie Anbau, Verarbeitung, Transport, Verkauf, Lagerung im Haus und Verbrauch der verschiedenen Lebensmittel der Umwelt schaden. Paul Fischbeck, der Co-Autor der Studie, schrieb dazu in einer Mitteilung: «Viele gebräuchliche Lebensmittel verbrauchen mehr Ressourcen pro Kalorie, als man denken würde. Auberginen, Sellerie und Gurken sehen besonders alt aus verglichen mit Schweinefleisch oder Poulet.»

Steigender Energieverbrauch

Die Forscher schauten dann, wie die Umstellung des typischen US-Menüplans auf eines von drei Ernährungsmustern die Umweltbilanz beeinflusst. Wer seine Ernährung nicht umstellt, aber die Kalorienzahl reduziert, kann beim Schadstoffausstoss, Energie- und Wasserverbrauch etwa 9 Prozent einsparen.

Wer die Kalorienzahl beibehält, aber komplett auf gesundes Essen gemäss Empfehlung des US-Landwirtschaftsministeriums umstellt, also auf einen Mix von Früchten, Gemüse, Milchprodukten und Fisch, tut der Umwelt nichts Gutes. Gemäss den Forschern stiegen der Energieverbrauch um 43 Prozent, der Wasserverbrauch um 16 Prozent und der Schadstoffausstoss um 11 Prozent.

Und auch wenn die gesunde Ernährungsweise mit einer Reduktion der Kalorien einhergeht, nimmt die Umweltbelastung zu: Energieverbrauch plus 38 Prozent, Wasserverbrauch plus 10 Prozent und Schadstoffausstoss plus 6 Prozent.

Fleischkonsum zu hoch

Co-Autorin Michelle Tom schloss aus den Studienergebnissen, dass das, was gut für die Gesundheit ist, nicht immer gut für die Umwelt ist. «Es ist wichtig, dass die Behörden das wissen und in Betracht ziehen, wenn sie künftig Ernährungsleitlinien entwickeln», so Tom.

Anthony Froggatt von der britischen Denkfabrik Chatham House, der den Zusammenhang von Fleischkonsum und dem Ausstoss von Treibhausgasen untersucht, stimmte diesem Fazit im «Independent» zu: «Ich bin einverstanden, dass man die Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit zusammen anschauen muss.»

Er gibt aber zu bedenken, dass bekanntlich weltweit zu viel Fleisch konsumiert wird, besonders in Ländern wie den USA. «In Zukunft wird dies noch deutlich zunehmen und einen erheblichen Einfluss auf die globale Erwärmung haben», warnt er.

Update von 15.10 Uhr: Erik Marcus, der Herausgeber von Vegan.com, hat als Reaktion auf die US-Studie vorgerechnet, dass vier Scheiben Speck so viele Kalorien (468 Kcal) haben wie 3,3 Kilogramm Kopfsalat. Er wirft den US-Forschern vor, ihre Berechnungsgrundlage sei vollkommen realitätsfremd, da niemand seinen Kalorienbedarf mit Kopfsalat decke.

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