Keine SpinnereiMit Seide gegen Rückenschmerzen
Kaputte Bandscheiben mit Seide reparieren: Das ist das futuristisch anmutende Ziel von Berner Forschern.

Aus Kokons von Seidenraupen entstehen Ersatzteile für Organe.
Acht von zehn Menschen leiden mindestens einmal in ihrem Leben an Rückenschmerzen. Grund dafür ist oft eine beschädigte Bandscheibe. Um für diese einen natürlichen Ersatz zu finden, suchen Forscher der Uni Bern derzeit nach einem geeigneten Material.
Dazu hat das Team um Projektleiter Benjamin Gantenbein einen ungewöhnlichen Ansatz gewählt: Es will gentechnisch veränderte Seidenraupen eine besondere Seide spinnen lassen. Diese enthält einen bestimmten Wachstumsfaktor, der auf die Seide aufgetragene Stammzellen zu Bandscheibenzellen heranreifen lässt. «So wird sich aus einem Gespinst von Seide und Zellen ein bandscheibenähnliches Gebilde entwickeln», sagt Gantenbein.
Was wie Science-Fiction klingt, wird beispielsweise am Max-Planck-Institut in Bad Nauheim (D) und an der Medizinischen Hochschule Hannover für weitere medizinische Bereiche erforscht (siehe Box). Mit anwendbaren Produkten ist jedoch frühestens in ein paar Jahren zu rechnen.
Seide im Dienst der Medizin
Nicht nur neue Bandscheiben, auch Herzmuskeln, Haut oder Nerven versuchen Forscher aus Seide und menschlichen Zellen herzustellen. Denn Seide von Raupen oder auch Spinnen hat ideale Eigenschaften: Sie wird vom Körper gut vertragen und löst keine Abstossungsreaktion aus. Zudem lässt sie sich zu verschiedensten Formen verarbeiten, wie beispielsweise hauchdünne Membranen oder dreidimensionale Gerüste.
Ein weiterer Vorteil der Seide: Durch chemische Veränderungen lässt sich steuern, wie stabil sie im Körper des Empfängers ist. Im besten Fall löst sich das Seidengerüst auf, wenn es seine Aufgabe erfüllt hat. (sru)
«Wissen»
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