Nach dem Mars «erfährt» die Nasa Grönland

Aktualisiert

Ab in die KälteNach dem Mars «erfährt» die Nasa Grönland

Was auf dem Mars funktioniert, sollte auch in Grönland klappen, dachte sich die Nasa und entwickelte mit «Grover» einen Roboter, um die Eiswelt ohne Gefahr für Leib und Leben zu erforschen.

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Seit letztem August erforscht der Marsroboter «Curiosity» erfolgreich die lebensfeindliche Welt des Roten Planeten. Nun dehnt die US-Raumfahrtbehörde Nasa ihr Rover-Programm auf eine unwirtliche Gegend aus, die deutlich näher gelegen ist. Sie schickt einen kleinen, simpleren Verwandten von «Curiosity» ins ewige Eis von Grönland.

Zwischen dem 3. Mai und dem 8. Juni werde «Grover» bei der Forschungsstation Summit Camp getestet, wo die Eisdecke Grönlands mit rund 3 Kilometern am dicksten ist, teilte die Nasa am Mittwoch (Ortszeit) in Washington mit. Der 1,8 Meter hohe und rund 400 Kilogramm schwere Rover soll mit einer Geschwindigkeit von rund zwei Stundenkilometern fahren und mit einem Radar unter anderem die Dicke der Eisschicht messen. Betrieben wird der Roboter mit Strom aus grossen Solar-Paneelen – eine optimale Energiequelle für eine Gegend, wo die Sonne im Sommer kaum untergeht. Die Nasa strebt einen Betrieb rund um die Uhr an.

Der erste Einsatzradius ist auf knapp fünf Kilometer um die Station beschränkt. In dieser Testphase wird «Grover» einen Teil der gesammelten Daten per WLAN an die Forscher schicken. Anhand dieser Daten wollen die Forscher überprüfen, ob der Roboter wie vorgesehen funktioniert. Der Hauptteil der Daten wird jedoch erst Ende Saison abgerufen. Später soll «Grover» mithilfe von Satellitenkommunikation weitere Forschungsreisen unternehmen können. «Grover» steht übrigens sowohl für «Greenland Rover» als auch für «Goddard Remotely Operated Vehicle for Exploration and Research».

Von Studenten entwickelt

Die gesammelten Daten sollen Wissenschaftlern helfen, die Veränderungen des grönländischen Eises besser zu verstehen. Bislang wurden diese Forschungen hauptsächlich mit Flugzeugen, Satelliten oder Snowmobilen gemacht. Der Rover ist allerdings deutlich günstiger. Er wurde 2010 und 2011 von Studenten entwickelt, die am Goddard Space Flight Center der Nasa einen Sommerkurs absolvierten.

«Solche Roboter sind ein neues Hilfsmittel für Gletscher-Studien», sagte die wissenschaftliche Beraterin des Projekts, Lara Koenig. Der pensionierte Nasa-Ingenieur und Leiter des Goddard-Sommerkurses, Michael Comberiate, zieht Parallelen zu Weltraummissionen: «‹Grover› ist wie ein Raumschiff, das am Boden arbeitet. Es muss unbeaufsichtigt monatelang in einer unwirtlichen Gegend überleben. Wenige Befehle müssen genügen, um seinen Status abzufragen und ihm einige Anweisungen zu geben, wie er sich in den Situationen zu verhalten hat, in denen er sich wiederfindet.»

Im Juni bekommt «Grover» Verstärkung von einem weiteren Rover namens «Cool Robot». Dieser Roboter wird verschiedene Instrumentenpakete ziehen können, um glaziologische und atmosphärische Studien durchzuführen.

Die Lage von Summit Camp in Grönland. (jcg/sda)

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