Sonnen im Winter sorgt fürs Überleben

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SteinböckeSonnen im Winter sorgt fürs Überleben

Nicht nur Skifahrer gönnen sich gerne eine Pause an einem sonnigen Plätzchen. Auch Steinböcke nehmen ausgedehnte Sonnenbäder. So überstehen sie den Winter.

Sonnt er sich, übersteht er den Winter gut: Der Steinbock.

Sonnt er sich, übersteht er den Winter gut: Der Steinbock.

Ausgedehnte Sonnenbäder im Winter sind für Steinböcke eine Strategie, um den Winter zu überleben. Dies zeigt eine Studie von Forschern aus Österreich und der Schweiz.

Die Winter in den Bergen sind hart. Pflanzenfressende Tiere finden unter der Schneedecke kaum Nahrung. Und weil die Temperaturen zum Teil weit unter die Nullgradgrenze fallen, müssen Säugetiere viel Energie aufwenden, um ihre Körpertemperatur genügend hoch zu halten. Wie also meistern Tiere wie der Steinbock den Winter?

Das fragten sich Forscher um Claudio Signer vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Wien und vom Amt für Jagd und Fischerei Graubünden in Chur. Sie statteten 20 Steinböcke mit Sendern aus und massen damit über einen Zeitraum von zwei Jahren die Aktivität, die Körpertemperatur und die Herzschlagrate der Tiere.

Energieverbrauch halbiert

Das Team publizierte die Resultate nun im Fachmagazin «Functional Ecology», wie die Vetmeduni Wien am Dienstag mitteilte. Es zeigte sich, dass Steinböcke ihre Herzschlagrate im Winter um etwa 60 Prozent senken. Weil der Herzschlag ein guter Indikator ist für den Energieverbrauch, heisst das: Ihr Energieverbrauch ist weniger als halb so gross wie im Sommer.

Ein Teil dieser Energieersparnis ist darauf zurückzuführen, dass die Tiere im Winter weniger aktiv sind und ihre Körpertemperatur nachts stärker absinken lassen als im Sommer. Doch wie die Forscher herausfanden, haben die Steinböcke noch einen anderen, ganz simplen Energiespartrick auf Lager.

Die Daten zeigten nämlich auch, dass die Körpertemperatur nach Sonnenaufgang rasch ansteigt, viel schneller als die Herzschlagrate. Offensichtlich brächten die Tiere ihre Temperatur mit Hilfe eines morgendlichen Sonnenbades wieder auf Vordermann, schreibt die Uni. So brauche das Aufwärmen kaum Energie.

Faul bis zum Mittag

Allerdings braucht es Zeit: Laut den Forschern bewegen sich die Steinböcke morgens - noch lethargisch von der Kälte der Nacht - nur vom Schlafplatz zur nächsten sonnigen Stelle. Bis die Sonne sie danach aber aufgewärmt hat, dauert es oft bis zum Mittag. Erst dann beginnen sich die Steinböcke jeweils wieder mehr zu bewegen.

Laut den Forschern ist bisher erst von Reptilien und kleinen Säugetieren wie dem Zwergmaki - einem Halbaffen - bekannt, dass sie sich derart stark von der Sonne aufwärmen lassen. Dass grosse Tiere wie der Steinbock diese Art der «Energiegewinnung» in einem solchen Ausmass einsetzen, komme völlig unerwartet. (sda)

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