Neunter Planet entdeckt?

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AstronomieNeunter Planet entdeckt?

Seit Pluto zum Zwergplaneten degradiert wurde, kreisen nur noch acht Planeten um unsere Sonne. Astrophysiker wollen jetzt einen neuen gefunden haben – einen Giganten.

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Grössenvergleich: Inneres Sonnensystem bis Oortsche Wolke. Sedna ist ein Asteroid mit einer extrem weiten Umlaufbahn. Tyche würde sich in der Oortschen Wolke (u.l.) befinden. (Bild: Wikipedia)

Grössenvergleich: Inneres Sonnensystem bis Oortsche Wolke. Sedna ist ein Asteroid mit einer extrem weiten Umlaufbahn. Tyche würde sich in der Oortschen Wolke (u.l.) befinden. (Bild: Wikipedia)

Eine Entdeckung dieser Grössenordnung wäre in der Tat eine Sensation: Tyche, wie die Wissenschaftler den Himmelskörper nach der griechischen Schicksalsgöttin nennen, soll viermal so gross wie der Jupiter sein. Damit wäre der noch unentdeckte Planet das grösste Objekt in unserem Sonnensystem nach der Sonne. Und er soll 15 000-mal weiter als die Erde von der Sonne entfernt sein – weshalb man ihn bisher trotz seiner Grösse noch nicht entdeckt hätte.

John Matese und Daniel Whitmire von der Universität Louisana in Lafayette sind die Astrophysiker, die Tyche entdeckt haben wollen. In ihrer Arbeit «Persistent Evidence of a Jovian Mass Solar Companion in the Oort Cloud» vermuten sie den neuen Planeten in der so genannten Oortschen Wolke. Dies ist eine Ansammlung von Milliarden von Asteroiden und Kometen, die unser Sonnensystem in einer Entfernung von 1,6 Lichtjahren zur Sonne schalenförmig umschliesst.

Störungen in der Kometenbahn

Planetare Objekte in einer solch gewaltigen Distanz lassen sich indes nicht so einfach nachweisen. Matese und Whitmire haben Tyche denn auch nicht mit einem Teleskop erfasst, sondern postulieren ihre Existenz aufgrund von bestimmten Störungen in der Bahn von Kometen, die aus der Oortschen Wolke stammen. Möglicherweise wurde Tyche – wenn sie denn überhaupt existiert – vom Weltraumteleskop «WISE» im Infrarotbereich aufgenommen. Die «WISE»-Mission ist seit Februar abgeschlossen, aber der immense Datenberg, den das Teleskop angehäuft hat, muss noch ausgewertet werden. So dürfte es, wie Whitmire gegenüber der britischen Zeitung «The Independent» erklärt, nach der Veröffentlichung der Daten im kommenden April noch etwa zwei Jahre dauern, bis Tyche gefunden wird.

Die beiden Astrophysiker nehmen an, dass Tyche, die vermutlich hauptsächlich aus Wasserstoff und Helium besteht und in ihrem Aufbau dem Jupiter ähnelt, in einem anderen Sonnensystem entstanden ist und danach von unserem Zentralgestirn «eingefangen» wurde.

Skepsis ist angebracht

Gerüchte und Vermutungen über Planeten in der Oortschen Wolke sind freilich nichts Neues. Theoretisch spricht nichts gegen die Existenz solcher Himmelskörper; sie ist sogar durchaus wahrscheinlich. Doch bis zum endgültigen Nachweis der Existenz von Tyche ist Skepsis angebracht. Wenn die Position des vermuteten Planeten genauer errechnet worden ist, so Matese und Whitmire, könnten weitere Teleskope auf diesen Ort ausgerichtet werden und so den Beweis erbringen, dass unser Sonnensystem tatsächlich wieder neun Planeten hat.

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