Fremde WeltenPlanetenfunde à go-go
«Kepler» scheint Überstunden zu machen: Jüngst entdeckten Forscher mit dem Weltraumteleskop sowohl ein erdähnliches Planetenpaar wie auch einen Venus-artigen Exoplaneten im Sternbild Schwan.
1992 konnten erstmals überhaupt Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems nachgewiesen werden. Seither sind die Forscher mit immer besseren Methoden und Teleskopen auf hunderte weitere Welten in den Tiefen des Alls gestossen. Manche könnten gar Leben beherbergen, da sie in einer sogenannten habitablen Zone liegen. Noch ist es allerdings bei keinem einzigen Exoplaneten gelungen, Beweise für extraterrestrisches Leben zu finden.
Von den drei neuesten mit dem «Kepler»-Weltraumteleskop der Nasa gemachten Entdeckungen könnten zwei potenziell lebensfreundlich sein. Die «Kepler-62e» und «Kepler-62f» genannten Himmelskörper befinden sich auf einer Umlaufbahn um ihren Stern, in der flüssiges Wasser möglich ist, und bestehen vermutlich aus Gestein. «Das sind die ersten beiden Exoplaneten in einer habitablen Zone, die wegen ihres kleinen Radius höchstwahrscheinlich Felsbrocken sind», sagte Lisa Kaltenegger vom Max-Planck Institut für Astronomie der Nachrichtenagentur DPA.
Riesige Ozeane
Der Radius der Himmelskörper entspricht etwa dem 1,5-fachen der Erde, berichtet das Astronomenteam unter Leitung der US-Weltraumbehörde Nasa im Fachjournal «Science». Die Planeten umrunden denselben Stern in 122 beziehungsweise 267 Tagen. Das Sternsystem aus insgesamt fünf Planeten ist 1200 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Kaltenegger hält es für wahrscheinlich, dass es sich bei beiden Planeten um Welten handelt, deren gesamte Oberfläche von riesigen Ozeanen bedeckt ist. Als zweite Erden möchten die Forscher ihre Entdeckung noch nicht bezeichnen. «Wir wissen nicht, ob Kepler-62e und Kepler-62f wirklich aus Stein bestehen und ob sie eine Atmosphäre sowie Wasser aufweisen», schränken sie in ihrem Fachartikel in «Science» ein.
Neben den zwei potenziell erdähnlichen Planeten fanden die Forscher noch drei weitere Planeten in dem System, die ihren Mutterstern jedoch deutlich enger umkreisen. Was genau auf den nun entdeckten Planeten vor sich geht, wird man wenn überhaupt erst in ferner Zukunft herausfinden können. Das Sternsystem sei zu weit weg, sagte Kaltenegger.
Ein Planet wie die Venus
Auf dem dritten Planeten, den die Wissenschaftler vorstellten, scheint Leben jedoch ausgeschlossen zu sein. Er ähnelt in vieler Hinsicht der Venus aus unserem Sonnensystem. Die Grössenordnung entspricht der von Venus und Erde und auch die Umlaufzeit des Exoplaneten sei mit 242 Tagen nur 18 Tage länger als die der Venus um unsere Sonne, teilte die NASA mit. Auch der Zentralstern sei unserer Sonne sehr ähnlich. Die genaue Beschaffenheit und Position des «Kepler-69c» genannten Planeten sei aber noch unklar.
«Der Planet kriegt mehr Licht als die Venus ab», sagte Kaltenegger. Somit ist er zu nah an seinem Stern, um lebensfreundliche Temperaturen zu ermöglichen. Modellrechnungen zufolge könnte Wasser auf der Oberfläche vermutlich nicht überdauern, sagte Kaltenegger. Aber um Genaueres sagen zu können, müsse man das Sternsystem länger beobachten. Dieses hat neben dem Planeten «Kepler-69c» noch einen weiteren Planeten, dessen Umlaufbahn noch näher an dem Stern liegt.
Ferne Sternensysteme
Astronomen haben in den vergangenen 20 Jahren über 850 Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems aufgespürt. Vier der bisher entdeckten Exoplaneten mit weniger als zehn Erdmassen befinden sich in der habitablen Zone ihres Sterns. «Kepler-62e» und «Kepler-62f» sind die bislang kleinsten Exoplaneten in der bewohnbaren Zone.
Das Teleskop «Kepler» ist seit vier Jahren auf einen Himmelsausschnitt im Sternbild Schwan gerichtet und hat 170'000 Sterne im Blick. Zieht vor einem von ihnen ein Planet vorüber, verdunkelt sich der Stern minimal.
Anfang April hat die Nasa das Weltraumteleskop «Tess» genehmigt, das ab 2017 den ganzen Sternenhimmel nach habitablen Planeten in der Nachbarschaft der Erde absuchen soll. Mit dem Nachfolger des Hubble-Weltraumteleskops, dem «James Webb Teleskop», könnten dann ab 2018 die Atmosphären dieser nahen Exoplaneten analysiert werden, sagte Kaltenegger.
Nasa-Video zu den neu entdeckten «Kepler»-Planeten. (Video: YouTube/newssciencenews) (jcg/sda)