Stop and Go als Überlebensstrategie

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KaiserpinguineStop and Go als Überlebensstrategie

Um in der Antarktis überleben zu können, muss man Temperaturen von bis zu minus 50 Grad aushalten können. Pinguine halten sich mit einer Art Gruppenkuscheln warm.

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Kaiserpinguine bewegen sich in sogenannten Huddles wellenförmig vorwärts. Forscher haben untersucht, was es mit dem «Stop and Go» in der Antarktis auf sich hat. (Video: Reuters)

Wer schon an einem Konzert oder an einer Massenveranstaltung war, kennt die Umstände: Durch die vielen Menschen um einen herum herrscht eine Teufelshitze. Die Kaiserpinguine haben eine ähnliche Überlebensstrategie entwickelt. Forscher haben beobachtet, wie sich männliche Kaiserpinguine zu Tausenden zusammendrängen zu sogenannten Huddles. Bisher war allerdings noch nicht bekannt, wieso sich die Vögel wellenartig fortbewegen.

Die Wissenschaftler Richard Gerum und Daniel Zitterbart vom Universität Erlangen-Nürnberg sind diesem Phänomen auf den Grund gegangen. Sobald sich ein Pinguin in der Masse bewegt, rutschen die benachbarten Artgenossen sofort nach, um den entstanden Spalt aufzufüllen. Dieses wellenartige Nachrutschen erinnert an das «Stop-and-Go»-System eines Verkehrsstaus. Mithilfe eines mathematischen Modells, das unter anderem auch für Analysen im Strassenverkehr eingesetzt wird, konnten die Forscher belegen, dass die Bewegung von jedem Tier ausgelöst werden kann und in jede beliebige Richtung erfolgen kann. Die Bewegungen und der Ablauf dieses organisierten «Gruppenkuschelns» wurden im «New Journal of Physics» genauer analysiert und mit Formeln belegt.

Ohne Huddles keinen Nachwuchs

Würden sich die Vögel nicht auf diese Art wärmen, würden sie höchstwahrscheinlich erfrieren. Denn: Die Brutzeit fällt zusammen mit dem antarktischen Winter. Dabei fallen die Temperaturen auf bis zu minus 50 Grad, zudem herrschen eisige Winde mit bis zu 200 Stundenkilometern. Die Oberflächentemperatur eines Pinguins in einem Huddle kann in weniger als zwei Stunden auf 37 Grad Celsius ansteigen.

In den Huddles sind nur Männchen anzutreffen, da die Weibchen nach der Eiablage für die Jagd im Meer zuständig sind. In dieser Zeit passen die Männchen auf die Eier auf und legen sie auf ihre Füsse unter eine Bauchfalte, um den Nachwuchs warmzuhalten.

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