Wissenschaft findet herausWasser fliesst auch auf dem Mars
Ein Forscherteam mit Berner Beteiligung hat auf dem Mars Rinnsale entdeckt, die im Sommer wachsen und im Winter verschwinden. Die Astronomen glauben, dass es sich um Salzwasser handelt.
In den letzten Jahren konnten Raumsonden der US-Weltraumbehörde NASA bereits nachweisen, dass es auf dem Mars Wasser in Form von Eis und Dampf gibt, wie die Universität Bern mitteilte. Die Suche nach flüssigem Wasser gestaltete sich schwieriger. Doch nun scheinen Forscher fündig geworden zu sein.
Auf Bildern einer Kamera namens HiRISE an Bord der NASA-Raumsonde «Mars Reconnaissance Orbiter» fand ein internationales Forscherteam dunkle Fliessspuren auf Hängen, die mit Gefällen von 25 bis 40 Prozent enorm steil sind. Die Spuren erscheinen und wachsen in den warmen Mars-Jahreszeiten und schwinden in den kalten Jahreszeiten wieder.
Schmale Fliessspuren
Sie sind nur einen halben bis fünf Meter breit, erreichen aber Längen bis zu mehreren hundert Metern. Die Forscher entdeckten die Spuren an mehreren Stellen auf den mittleren Breitengraden des Mars, wobei eine einzige Fundstelle über tausend Fliessspuren aufweisen kann.
«Die plausibelste Erklärung für dieses Phänomen ist, dass es von fliessendem Wasser verursacht wird», sagte Nicolas Thomas von der Abteilung für Weltraumforschung und Planetologie der Uni Bern. Thomas ist Mitglied des HiRISE-Teams der NASA und Mitautor der aktuellen Studie.
Die Forscher gehen davon aus, dass es sich um Salzwasser handeln muss: An einigen Fundstellen steigen die Temperaturen nämlich selbst im Mars-Sommer nicht so hoch, dass Eis aus purem Süsswasser schmelzen würde. Salz dagegen senkt den Gefrierpunkt von Wasser um bis zu 70 Grad.
(Quelle: Nasa)
Einige Fragezeichen
Die Studie beweise noch nicht definitiv, dass es sich bei den Spuren tatsächlich um Salzwasserströme handle, sagte Studienleiter Alfred McEwen von der US-Universität von Arizona laut einer Mitteilung seiner Hochschule. Andere Erklärungen bleiben möglich, zumal die Forscher längst nicht alle Aspekte ihrer Beobachtungen verstehen.
So ist noch nicht klar, woher das Wasser jedes Jahr wieder kommt. Die Forscher untersuchten einige Fundstellen mit einem zweiten Gerät in der Raumsonde, fanden damit aber keine Anzeichen von Wasser. Eine mögliche Erklärung ist laut ihnen, dass das Wasser an der Mars-Oberfläche rasch austrocknet oder gar in tieferen Schichten fliesst.
«Die Rinnsale erscheinen nicht dunkel, weil sie nass sind», sagte McEwen. Stattdessen könnten die Flüsse die Anordnung von Steinchen und Kieseln an der Oberfläche so verändern, dass ein dunkleres Bild entsteht. Wie genau die Fundstellen wieder heller werden, können die Wissenschaftler momentan noch nicht erklären.
Lebewesen suchen
Die Forscher wollen die Fliessspuren in den nächsten Monaten weiter beobachten. Eigentlich sei er sehr skeptisch, was den Nachweis von flüssigem Wasser auf dem Mars betreffe, sagte Nicolas Thomas laut der Mitteilung der Uni Bern. «Aber dies hier ist der vielversprechendste Beweis, den wir bisher haben.»
Falls sich die Fundstellen als wasserhaltig bestätigen, dürfte dies der Suche nach Leben auf dem Mars neuen Auftrieb geben. Fliessendes Wasser gilt nämlich als eine Bedingung dafür, dass Leben entstehen kann. «Wenn wir nach Leben auf dem Mars suchen, dann sollten wir an diesen Stellen anfangen», sagt denn auch Nicolas Thomas. (sda)