Gezwitscher in der SchweizAlle Vögel auf einen Klick
Zum Schulanfang hat die Schweizerische Vogelwarte Sempach ihre Datenbank neu aufgelegt. Was es hier zu sehen und zu hören ist, ist beeindruckend – nicht nur für Schüler und Ornithologen.

Der Goldhähnchenlaubsänger ist in Mitteleuropa eine Ausnahmeerscheinung. (Bild: Vogelwarte Sempach)
Sämtliche 414 in der Schweiz nachgewiesenen Vogelarten sind in der neuen Datenbank der Schweizerischen Vogelwarte Sempach anzutreffen, vom Adlerbussard bis zur Zwergtrappe. Die Datenbank wurde in aufwändiger Arbeit verdoppelt, sagt Matthias Kestenholz von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach. Darin befinden sich neben Vögeln, die in der Schweiz brüten auch solche, die nur den Winter hier verbringen. Auch mit dabei sind neu Durchreisende – solche die in Nordeuropa brüten und die Schweiz auf ihrer Reise in den Süden überqueren. Auch die sogenannten Irrgäste - Vögel, die nur wenige Male in der Schweiz beobachtet wurden - werden in der Datenbank vorgestellt.
Aufgerüstet hat die Vogelwarte das digitale Archiv mit Bild und Ton. Nicht nur ein Foto illustriert den Vogel, sondern neu wird auch das Weibchen und Männchen oder der Jungvogel abgebildet. Auch das Ohr kommt zum Zuge. Das Gezwitscher und der Gesang fast aller 414 Vögel kann mittels Audiodatei abgehört werden.
Die Vogelwelt ist in der Schweiz einem steten Wandel unterworfen, sagt Kestenholz. Die Schweiz kennt 414 Arten, Europa deren 500. Weltweit zählt man über 10 000 Vogelarten. Viele Vogelarten verschwinden langsam, sterben aus. Auch in der Schweiz. «Zum Beispiel gibt es keine Raubwürger mehr. Sie sind ausgestorben. Das ist ein arger Verlust. Vielleicht kommen sie wieder, tauchen sporadisch wieder auf.» Das war beim Bartgeier der Fall. Dieser wurde bereits im 19. Jahrhundert ausgerottet, später wieder erfolgreich angesiedelt. Zum Glück seien sie nun alle in der Datenbank, die laufend à jour gehalten wird, verewigt.
Aderlass in der Vogelwelt ist enorm
Doch etwas ist in den Augen von Kestenholz noch dramatischer als das Artensterben: Was zu schaffen macht ist die Tatsache, dass es immer weniger Vögel gibt. «Die Anzahl geht drastisch zurück. Das Rebhuhn oder der Steinkauz gibt es zwar noch, aber der Bestand verkleinerte sich in den vergangenen Jahren um bis zu 95 Prozent. Der Aderlass in der Vogelwelt ist traurig. An vielen Orten gibts immer weniger Vögel.»
Der Grund dafür sei laut Kestenholz die Verschlechterung der Lebensbedingungen und des Lebensraums. Diese Entwicklung fing bereits im 19. Jahrhundert an, als man in der Schweiz viele Moore und andere Feuchtgebiete trockenlegte, zum Beispiel die Linthebene. Das Kulturland habe sich verändert. Weniger Problem haben die Waldvögel, da sich der Wald in den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert hat.
«Zum Glück ist seit einigen Jahren eine Kehrtwende festzustellen,» so Kestenholz. Umweltbewusste Landwirte pflanzen wieder vermehrt Heckpflanzen an, um die Vögel zurückzuholen. Doch richtig erholen kann sich die Vogelwelt nicht mehr. «Vögel sind ein Spiegelbild von unserem Umgang mit der Umwelt.» Die Datenbank sei nicht nur ein Lexikon, sondern sie soll den Benutzern den sorgsamen Umgang mit der Biodiversität lehren.
Haben Sie einen Vogel gesehen, den Sie nicht genau kennen? Hier können Sie herausfinden, welcher es gewesen sein könnte.