InfektionsgefahrAnthrax im Heroin – bald in der Schweiz?
In den vergangenen Monaten starben in Schottland elf Drogenabhängige an der gefürchteten Infektionskrankheit Milzbrand. Forscher rätseln über die Herkunft des Erregers.

Bei Milzbrand-Erregern besteht höchste Infektionsgefahr. (Bild: RDB)
Anthrax respektive Milzbrand ist eine äusserst seltene, aber schwere Infektion, die durch die Bakterie Bacillus anthracis ausgelöst wird. Die Krankheit tritt am häufigsten bei Wild- und Nutztieren in Asien, Afrika und Teilen Europas auf. Menschen werden nur selten infiziert – geschieht es doch, dann meist bei Personen, die mit der Verarbeitung von Tierhäuten, Knochen oder Wolle zu tun haben.
Der Anthrax-Ausbruch bei Heroinkonsumenten in Schottland ist deshalb mehr als ungewöhnlich. Die Schweizer Behörden haben reagiert: Kantonsärzte und -Laboratorien sowie die gerichtsmedizinischen Institute wurden dazu aufgefordert, nach dem Milzbranderreger Ausschau zu halten. Doch Patrick Mathys, Leiter der Sektion Krisenbewältigung beim Bundesamt für Gesundheit, beschwichtigt: «Das Risiko wird in der Schweiz als äusserst klein eingeschätzt.» Das Problem sei bisher nur in Schottland aufgetreten, sagt er. Bekannt sei nur noch ein einzelner Fall aus Deutschland.
Nach wie vor ist unklar, wie die Anthrax-Erreger ins Heroin gelangen. Eine Möglichkeit wäre der Transport in Taschen aus tierischem Material. Das würde die Vermutung nahelegen, dass Anthrax nur in einer Einzellieferung enthalten war. Dann wäre die Bedrohung einer Kontaminierung beschränkt.
Vielleicht wurde die Droge aber mit verseuchtem Knochenmehl gestreckt. Das wäre zwar wesentlich gefährlicher, aber auch so wären Schweizer Abhängige nicht wesentlich bedroht. Denn laut Rudolf Stohler, Leiter der Forschungsgruppe Substanzstörungen der Universität Zürich, wird in der Schweiz zum Strecken von Drogen kaum Knochenmehl benutzt.
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