Herzige CO2-SchleudernBabys sind süss – und die schlimmsten Klimakiller
Weniger fliegen, das Auto stehen lassen und öfter auf Fleisch verzichten: Das ist gut fürs Klima. Noch besser ist es aber, den Kinderwunsch ad acta zu legen.
Auch wenn Donald Trump nicht an den menschgemachten Klimawandel glaubt und das Pariser Abkommen zum globalen Klimaschutz gekündigt hat: Er ist real, die Erwärmung des Klimas hat schon jetzt heftige Auswirkungen.
Schuld daran ist in erster Linie der Mensch, wie die Auswertung von mehr als 4000 wissenschaftlichen Arbeiten aus den Jahren 1991 bis 2011 ergab. Deshalb muss auch er es wieder richten.
Verhaltenstipps für den Hauptverursacher
Wie das am besten geht, haben Seth Wynes von der University of British Columbia in Kanada und Kimberly A. Nicholas von der schwedischen Lund-Universität untersucht. Herausgekommen sind vier Massnahmen, mit denen sich der Kohlendioxidausstoss deutlich verringern würde.
Die im Fachjournal «Environmental Research Letters» veröffentlichte Empfehlung lautet: «Vegetarische Ernährung, keine Flugreisen, auf Privatautos verzichten – und weniger Kinder machen.» Diese Aspekte seien für den Klimawandel deutlich effektiver als die von Behörden in den USA, Kanada, Australien und Europa empfohlenen Strategien.
Jedes Kind weniger spart 58,6 Tonnen CO2 ein
Laut der Studie sind beispielsweise Energiesparlampen und gewissenhaftes Recycling vier- bis achtmal weniger wirksam als eine vegetarische Ernährung, mit der ein Mensch pro Jahr 0,8 Tonnen CO2 einsparen könnte.
Mit dem Verzicht auf Flugreisen liesse sich der individuelle Kohlendioxidausstoss jährlich um 1,6 Tonnen verringern, mit dem Verzicht auf ein Auto sogar um 2,4 Tonnen. Am effektivsten ist aber gemäss den Forschern der Verzicht auf Nachwuchs: Jedes nicht in die Welt gesetzte Kind bedeute eine CO2-Einsparung von 58,6 Tonnen im Jahr.
Dieser Zahl liegt die hochgerechnete Summe aller von einem Kind und seinen Nachkommen verursachten Emissionen zugrunde.
Weniger fliegen, das Auto stehen lassen und öfter auf Fleisch verzichten: Das ist gut fürs Klima. Noch besser ist es aber, den Kinderwunsch ad acta zu legen. (Video: Environmental Research Letters)
Forscher Seth Wynes gibt Hintergrundinformationen zur Studie. (Video: Environmental Research Letters)
Harsche Kritik
Wenig begeistert von den Empfehlungen seiner Kollegen zeigt sich Geobiologe Reinhold Leinfelder von der Freien Universität Berlin. In einem Facebook-Post stellt er klar: Es sei eine faule Ausrede, die Überbevölkerung als Hauptgrund für den Klimawandel auszuweisen, nur um nichts dagegen tun zu müssen. Zudem mache nicht die Bevölkerungszahl, sondern der Lebensstil den Unterschied.