Bernerin tanzt ihre Doktorarbeit und gewinnt

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«Dance Your PhD»Bernerin tanzt ihre Doktorarbeit und gewinnt

Die wissenschaftliche Sprache ist nicht die einfachste. Um ihre Arbeiten besser verständlich zu machen, tanzen einige Forscher sie einfach vor.

F. Riebeling
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F. Riebeling

So leichtfüssig das Video daherkommt, so relevant ist das darin tanzend vorgetragene Thema. (Video: Youtube/Florence Metz)

Forscher sind immer hochkonzentriert, meist ernst und gehen – je nach Fach – selten an die frische Luft, heisst es. Doch sie können auch anders, wie die Politikwissenschaftlerin Florence Metz von der Universität Bern beweist. Sie hat ihre Doktorarbeit getanzt und damit den Wettbewerb «Dance your PhD» (siehe Box) für sich entschieden (siehe oben).

Im Video präsentiert sie in unterschiedlichen und teilweise als mutig zu bezeichnenden Kleidern verschiedene Tanzstile – mal im Grünen, mal im Labor, mal in einer offenbar aus den 1980ern stammenden Turnhalle. Dies alles, um das Thema ihrer Doktorarbeit den Zuschauern näherzubringen, als es mit schriftlichen Aufzeichnungen jemals möglich wäre. Der Titel der Arbeit lautet übrigens «Do Policy Networks Matter to Explain Policy Design?» und ist im Bereich Wassermanagement und Gewässerschutz angesiedelt.

Zugute kam ihr bei der Performance, dass sie sich schon von Kindesbeinen an mit Tanzen beschäftigt: Zunächst beim Eiskunstlauf, dann beim Hip-Hop und Salsa. «Der Wettbewerb gab mir die Möglichkeit, zwei Dinge miteinander zu verbinden, die ich mag; Tanz und meine Forschung», sagt die Deutsch-Französin Metz.

Erfolg auf ganzer Linie

Im Video symbolisieren die verschiedenen Tanzrichtungen politische Gruppierungen in Gesellschaft, Ökonomie und Politik, die zunächst noch über den Gebrauch und Schutz der Ressource Wasser streiten. Am Ende ziehen sie dann doch an einem Strang – und sind sichtbar zufrieden. Ein Hinweis darauf, «dass es zu einer besseren Politik beitragen kann, wenn politische Gruppen gemeinsam nach einer Lösung suchen – frei nach dem Motto ‹Better together›», sagt Metz zu 20 Minuten.

Hauptaussage und Umsetzung kamen bei der Jury gut an. So kürte eine Jury aus Experten des Massachusetts Institute of Technology (MIT), der Bill & Melinda Gates Foundation und der Harvard University Metz' rund zehnminütigen Beitrag zum Gesamtsieger des Wettbewerbs. Als Gewinn erhielt Metz 1000 Dollar Preisgeld sowie eine Reise an die renommierte Stanford University, wo sie einen Vortrag halten darf. «Das ist eine grosse Ehre für mich», sagt die Politikwissenschaftlerin.

Doch das ist nicht das Einzige, was sie freut: Denn unabhängig vom Gewinn hatte Metz vor, sich bei ihren Helfern mit einer Feier zu bedanken: «Die Finanzierung der Feier ist mit dem Sieg gesichert.»

In der Kategorie «Physik» holte Merritt Moore von der University of Oxford den ersten Platz. (Video: Youtube/Merritt Moore)

Pearl Lee von der University of Sydney schaffte es in der Rubrik «Biologie» auf den vordersten Platz. (Video: Youtube/Pearlie Lee)

Auch in Deutschland gab es Grund zur Freude: Jyaysi Desai belegt in der Kategorie «Chemie» der ersten Platz. (Video: Youtube/jyaysi desai)

Darum geht es bei «Dance your PhD»

Wissenschaftliche Texte sind für Laien oft wie ein Buch mit sieben Siegeln. Kein Wunder, schliesslich paaren sich darin lange Schachtelsätze mit Fachausdrücken und komplizierten Theorien. Das schreckt viele von der Lektüre von Studien ab. Um das zu ändern, haben Mitarbeiter des renommierten Fachjournals «Science» und der amerikanischen Wissenschaftlervereinigung AAAS vor acht Jahren den Wettbewerb «Dance your PhD» ins Leben gerufen, bei dem Forscher aus aller Welt ihre Doktorarbeit auf eine ungewöhnliche Weise präsentieren müssen – tanzend.

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