NeuentwicklungDas Kondom der Zukunft fühlt sich richtig gut an
Australische Forscher arbeiten an einem Präservativ, das sich nicht nur selber schmiert und direkt Viagra abgibt, sondern sich auch noch gut anfühlt.
Niemand mag Kondome. Zwar wissen wir alle um ihre Vorteile – Kondome schützen zuverlässig vor Geschlechtskrankheiten und Schwangerschaften. Trotzdem verzichten viele beim Sex darauf. Das könnte sich bald ändern. Denn Wissenschaftler der australischen Universität Wollongong wollen mithilfe eines äusserst widerstandsfähigen Materials namens Hydrogel ein Präservativ entwickeln, das den Sex sogar besser macht als ohne.
Hydrogels sind wasserunlösliche Polymere, die verschiedene Eigenschaften haben können. So können sie sich wie menschliches Gewebe verhalten und anfühlen. Hydrogels werden zum Beispiel verwendet, um künstliche Blutgefässe herzustellen oder gar künstliche Augäpfel. Auch weiche Kontaktlinsen sind aus Hydrogel.
Neues Material statt Latex
Das Material schien für die australischen Forscher also prädestiniert, das bisher für Kondome verwendete Latex zu ersetzen. Mit dieser Idee überzeugten sie auch die Stiftung von Bill und Melinda Gates, die im Rahmen ihrer Initiative Grand Challenges in Global Health die Entwicklung eines neuartigen Kondoms fördert. Die Forscher um Robert Gorkin konnten sich mit ihrer Idee eines von 52 mit 100'000 Dollar dotierten Stipendien sichern.
Neun Monate später ist ihre Forschung weit gediehen. Ihr Kondom aus Hydrogel verhindert effektiv den Austausch von kleinen biologischen Molekülen. «Unsere ursprüngliche Idee war es zu beweisen, dass ein neues Material Latex ersetzen kann», so Gorkin zu Science Alert. «Wir gingen davon aus, dass diese neuen Materialien die gleichen Eigenschaften wie Gummi haben , sich aber besser anfühlen würden. Nur wussten wir nicht, ob sie die richtigen Eigenschaften für ein Kondom hätten.»
Biometrische Tests
Was Hydrogel in den Augen der Forscher aber zum Material der Zukunft macht, sind die verschiedenen Zusatzfunktionen, die es erfüllen kann. Es kann so konstruiert werden, dass es sich selber schmiert, einen Wirkstoff absondert, sich biologisch abbaut und sogar elektrischen Strom leitet. So ist es denkbar, dass künftige Kondome eine kleine Dosis Viagra direkt dort abgeben, wo es drauf ankommt, oder wie menschliche Haut auf Stimulierung reagieren.
Um herauszufinden, wie genau der Körper auf die neuen Kondome reagiert, nehmen die Forscher nun die Dienste der Swinburne University of Technology in Melbourne in Anspruch. Dort sollen biometrische Tests neue Erkenntnisse liefern. «Wir werden die Hirnaktivität messen, um zu sehen, ob es sich wirklich besser als Latex anfühlt», so Gorkin.
«So einfach ist das»
«Wenn wir sie so vergnüglich machen, dass die Menschen gar nicht warten können, sie anzuziehen, dann werden so viele sie nutzen, dass wir hoffentlich die Ausbreitung von Krankheiten stoppen können. So einfach ist das.»
Nun muss das Team die Stiftung von Bill und Melinda Gates davon überzeugen, dass Hydrogel geeignet ist für das Kondom der Zukunft, um weitere Fördergelder zu erhalten.
Die Forscher stellen ihr Projekt vor. (Video: Youtube/uownow)