NapfschneckeDiese Schnecke ist das härteste Tier der Welt
Die Zähne sind winzig, mit denen die Napfschnecke Algen von Felsen abschabt. Doch sie sind aus dem härtesten von einem Lebewesen geschaffenen Material.
Die Spinnen sind die grossen Verlierer der Studie von Asa Barber. Der Materialwissenschaftler der Universität von Southampton hat nachgewiesen, dass nicht etwa die Fäden der Spinne das zähste oder härteste von einem Tier produzierte Material sind, sondern die Zähne der Gemeinen Napfschnecke. Sie sind sogar härter als Kevlar, das unter anderem für Schutzkleidung verwendet wird.
Die Napfschnecke ist ein anspruchsloses Tier, das in den algenreichen Gebieten der meisten Felsenküsten vorkommt. Ihre Schale schützt einen Körper, der sich mit bemerkenswerter Kraft an Felsen krallt. Sie ernährt sich von Algen, die sie mit einer langen Zunge, der Radula, von Steinen und Felsen abschabt. Zu diesem Zweck ist die Radula mit Hunderten scharfen Zähnen versehen.
Napfschnecken hinterlassen nur den nackten zerkratzten Felsen, was Barber auf die Idee brachte, ihre Zähne genauer anzuschauen. «Die Natur entwickelt immer die perfekte Struktur für eine spezielle mechanische Aufgabe, und so dachte ich mir ‹die müssen wirklich stark sein›», sagte der Forscher zu «Live Science».
Zehn Prozent stärker
Mit Erstaunen stellte Barber fest, dass die Zähne der vor Southampton an der englischen Südküste lebenden Napfschnecken zehn Prozent härter waren als Spinnenseide. Jeder der gebogenen Zähne ist etwa 1 Millimeter lang und etwa so dick wie ein Fünfräppler. Das Geheimnis ihrer Stärke ist, dass sie aus extrem kleinen Fasern bestehen. «Die Natur hat vor Millionen Jahren herausgefunden, dass eine Struktur aus Fasern, die eine kritische Grösse unterschreiten, selbst wenn es darin Fehler gibt, nichts von ihrer Stärke einbüsst», so Barber.
Die Napfschnecke verwendet Verbundfasern, die tausendmal dünner sind als die Nanofasern, die der Mensch für Flugzeuge, kugelsichere Westen oder Velorahmen herstellt. Die Fasern bestehen aus dem Mineral Goethit und dem Polysaccharid Chitin und es ist diese Verbindung, die die Fasern stark und hart macht. Würde man diese Fasern zu einer Schnur von der Dicke einer Spaghetti verbinden, könnte man damit 1500 Kilogramm anheben. Barber will nun einen Weg finden, diese Fasern künstlich herzustellen.