Projekt von Nissan und ETHGedanken steuern das Auto der Zukunft
Überlegt man sich, links abzubiegen, bremst das Auto automatisch ab und spurt ein. Was sich wie Science-Fiction anhört, könnte schon bald Realität sein.

Beeinflussen unsere Hirnströme schon bald den Strassenverkehr? Forscher von Nissan und der ETH Lausanne tüfteln am Auto der Zukunft.
Der japanische Autohersteller Nissan und die ETH Lausanne wollen gemeinsam ein Auto entwickeln, das durch die Gedanken des Fahrers beeinflusst wird. Die Idee sei es, die Intelligenz des Fahrers und des Autos so zu verschmelzen, dass es zu keinen Konflikten zwischen den beiden komme und die Fahrumgebung sicherer werde, wird ETH-Forscher José del R. Millán in einem Communiqué zitiert.
Auf Anfrage von 20 Minuten Online sagt Millán: «Ein Steuerrad wird immer notwendig sein. Unsere Gedanken werden auch in Zukunft das Auto nicht alleine lenken, es aber sehr wohl unterstützen.» Dies werde das Fahrgefühl verbessern und die Sicherheit auf der Strasse erhöhen – insbesondere, wenn die Vehikel der anderen Verkehrsteilnehmer auch mit der gleichen Technologie ausgestattet seien.
Mütze misst Hirnströme
Die ETH-Forscher und Nissan stellen sich das Auto von morgen folgendermassen vor: Eine Art Mütze misst die Hirnaktivität und die Augenbewegungen des Fahrers. Gleichzeitig rastern Sensoren am Auto ständig die Fahrumgebung ab. So soll es möglich werden vorauszusagen, was der Fahrer als Nächstes vorhat.
Wenn der Fahrer zum Beispiel daran denkt, links abzubiegen, wird das erfasst und das Auto bereitet sich automatisch auf das Manöver vor: Es bremst ab und spurt ein. Um eine solche Gedankenkontrolle im täglichen Verkehr zu ermöglichen, müssen aber neue, viel genauere Systeme entwickelt werden als bisher.
«Intelligente» Rollstühle
Die Partnerschaft zwischen der Hochschule und dem Automobilkonzern begann diesen Sommer mit der Ankunft eines Nissan-Forschers auf dem Lausanner Campus. Die Zusammenarbeit ist auf vier Jahre angelegt, wie ETH-Sprecher Michael Mitchell auf Anfrage sagte. Zu den von Nissan übernommenen Kosten sei Stillschweigen vereinbart worden. Der japanische Autogigant seinerseits verspricht sich gemäss einer Medienmitteilung dank den neuen Technologien «mehr Gemütsruhe für Fahrer und Passagiere».
Autos sind für Professor Millán allerdings nicht die einzigen Forschungsobjekte: In einem vielbeachteten Projekt hat er vor einem knappen Jahr einen Rollstuhl vorgestellt, der sich mit reiner Gedankenkraft steuern lässt (siehe Video).