Hats viel Feinstaub, gibts einen Grottenkick

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Luftqualität und SportHats viel Feinstaub, gibts einen Grottenkick

Liegt Feinstaub in der Luft, schadet das der Gesundheit. Und es schlägt massiv auf die Leistung, wie eine Studie mit deutschen Bundesliga-Fussballern zeigt.

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Erbringen Fussballspieler schlechte Leistungen auf dem Platz, sind sie nicht immer selbst schuld.
Denn: Je mehr Feinstaub durch die Luft schwirrt, desto schlechter spielen die Profis. Zu diesem Schluss kamen deutsche Forscher.
Besonders ausgeprägt war der Effekt bei den Abwehr- und Mittelfeldspielern, die vergleichsweise viel laufen müssen. Auch ältere Spieler leiden mehr.
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Erbringen Fussballspieler schlechte Leistungen auf dem Platz, sind sie nicht immer selbst schuld.

Keystone/AP/Matthias Schrader

Sie kämpfen, kicken und schiessen Tore. Doch nicht immer führen die Anstrengungen der hochbezahlten Fussballer zum gewünschten Ziel. Eine Ursache dafür haben nun Forscher vom deutschen Institut zur Zukunft der Arbeit identifiziert: Feinstaub (siehe Box 1).

Dass dieser dem Menschen nicht guttut, ist bekannt. Doch welche Auswirkungen er auf die Produktivität der Menschen hat, war bislang unklar.

Profi-Kicker unter die Lupe genommen

Deshalb hat das Team um Andreas Lichter die Daten von zwölf Spielzeiten bis 2011 für 29 verschiedene Vereine in fast 3000 Spielen der ersten Fussball-Bundesliga analysiert und geschaut, ob die Leistung der Spieler unter der Luftbelastung leidet.

Dafür verglichen sie die Anzahl der gespielten Pässe mit den Informationen zur Feinstaubkonzentration rund um die jeweiligen Stadien herum.

Mehr Feinstaub, weniger Pässe

Die Auswertung ergab einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Feinstaubbelastung und der durchschnittlichen Spielerleistung, wie das Institut in einer Mitteilung schreibt.

Von schlechter Luft betroffen sind vor allem ältere Kicker sowie Abwehr- und Mittelfeldspieler, die besonders viel laufen müssen. Während sogenannter «Englischer Wochen» (siehe Box 2) fiel die Leistung zudem stärker ab, berichten Lichter und seine Kollegen (Studie hier als PDF herunterladbar).

Belastung für Normalos noch schlimmer

Profis mögen nicht repräsentativ für den typischen Normalbürger sein, den Forschern zufolge lässt sich von der Studie dennoch auch auf die Gesamtbevölkerung schliessen. Denn auch diese müsse bei hoher Feinstaubbelastung zur Arbeit antreten.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Lage für normale Erwerbstätige noch verschärft sei. Schliesslich seien diese gemeinhin weniger fit und somit anfälliger für allfällige Belastungen.

Englische Wochen

Als Englische Woche wird eine Woche bezeichnet, in der eine Fußballmannschaft mehrere Spiele bestreiten muss und die körperliche Belastung aufgrund der kürzeren Ruhephasen grösser ist.

Ursprünglich geht der Begriff auf die Austragung von drei Punktspielen innerhalb einer Woche zurück, zum Beispiel Sonntag – Mittwoch – Samstag. Diese Bezeichnung wurde gewählt, da besonders die Vereine im englischen Profifussball sehr oft mehrmals in einer Woche spielen mussten – ein Brauch, der aus dem Cricket übernommen wurde.

Was ist Feinstaub?

Feinstaub ist eine Mischung kleinster Teilchen mit weniger als einem Hundertstelmillimeter Durchmesser (10 µm). Sie unterscheiden sich in Grösse, Herkunft und Wirkung. Dazu zählen, nebst natürlichen mineralischen Anteilen, Abriebteilchen von Pneus und Strassenbelag, Aufwirbelungen, Russteilchen aus Holzfeuerungen auch Dieselruss sowie Partikel aus illegaler Abfallverbrennung. Eine wichtige Rolle spielt zudem die Partikelbildung aus gasförmigen Vorläuferschadstoffen, namentlich Stickoxiden, Schwefeldioxid und Ammoniak. Zudem haften an den Partikeln aus Verbrennungsprozessen Substanzen wie polyaromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Dioxine, die teils krebserregend und erbgutschädigend wirken können. In der Stadt ist der motorisierte Strassenverkehr einer der Hauptverursacher zu hoher Feinstaubbelastung.

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