Klimawandel führt zu weniger Hochwasser

Aktualisiert

Wärmere AlpenKlimawandel führt zu weniger Hochwasser

Zu Überschwemmungen kommt es in den Zentralalpen vor allem in den immer selteneren kühlen Sommern. Das hat ein Schweizer Forscherteam aus See-Ablagerungen der letzten 2500 Jahre abgeleitet.

«Zerstörerische Naturgefahr»: Hochgehende Reuss im Sommer 2012

«Zerstörerische Naturgefahr»: Hochgehende Reuss im Sommer 2012

Wissenschaftler haben anhand von Seesedimenten das Vorkommen von Hochwassern im Alpenraum für die letzten 2500 Jahre lückenlos zurückverfolgt. Den Resultaten zufolge treten Überschwemmungen vor allem in kühlen Sommern auf, berichten sie im Fachblatt «Scientific Reports».

Dies lege den Schluss nahe, dass die Häufigkeit von Überschwemmungen in den Zentralalpen künftig abnehmen könnte, schrieb der Schweizerische Nationalfonds (SNF), der die Studie unterstützt hat, am Donnerstag in einer Mitteilung. Grund dafür könnte die Verlagerung der Hochdruckzone über dem Nordatlantik sein.

«Überschwemmungen durch Starkregen sind die zerstörerischsten Naturgefahren in den Alpen mit hohen Schäden», schreiben die Autoren. «Sollten diese mit dem Klimawandel häufiger werden, werden die Bedrohungen für Menschen und Infrastruktur noch grösser». Bisher fehlten jedoch weiter als wenige Jahrhunderte zurückreichende Daten zu Hochwassern.

Gesamtbild der Zentralalpen

Für ihre Studie haben Flavio Anselmetti von der Wasserforschungsanstalt Eawag und Kollegen von der Universität Bern, der ETH Zürich, der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und aus Tschechien Sediment-Bohrkerne aus zehn Seen im nördlichen Alpenraum entnommen. In diesen haben sie die für Überschwemmungsphasen charakteristischen Ablagerungen datiert.

Die zehn Seen sind über ein grosses Gebiet und unterschiedliche Höhenstufen verteilt. «So erhalten wir ein klimatisches Gesamtbild der Zentralalpen», erklärte Erstautor Lukas Glur in der Mitteilung. Die Sedimente zeigen 13 Zeiträume mit häufigen Überschwemmungen auf, zu deren Intensität die Forscher indes nichts aussagen könnten.

Luftdruckverhältnisse über Nordatlantik

Die Sedimentdaten haben die Forscher mit einer Rekonstruktion der Sommertemperatur in Mitteleuropa über die letzten 2500 Jahre kombiniert. Dabei zeigte sich, dass Perioden mit häufigen Überschwemmungen mit kühleren Sommern zusammenfallen. Den Grund vermuten die Forschenden in Änderungen der atmosphärischen Zirkulation über dem Nordatlantik.

In warmen und trockenen Sommern im nördlichen Alpenraum verlagert sich typischerweise der subtropische Hochdruckgürtels nach Norden. Die feuchten Luftmassen werden nach Nordeuropa gelenkt. Im umgekehrten Fall ziehen die Tiefdruckstörungen eher nach Süden und treffen auf den Alpennordhang, wo sie zu erheblichen Niederschlägen führen.

Weniger Überschwemmungen

Nach aktuellem Wissensstand dürfte der Klimawandel die Ausdehnung dieser Hochdruckzone begünstigen, schreibt der SNF. Daher rechnen die Forschenden mit generell weniger Überschwemmungen in den Zentralalpen, jedoch ohne Aussagen über die Intensität einzelner Hochwasser machen zu können. (sda)

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