Mauersegler-Küken springen in den Tod

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Schwache VögelMauersegler-Küken springen in den Tod

Zuerst kein Frühling, jetzt eine Gluthitze: Für Mauer- und Alpensegler eine tödliche Kombination. Die Hälfte des Bestands sei bereits gestorben, sagt eine Expertin.

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Viele Tiere leiden unter dem verrückten Klima der vergangenen Monate. Vor allem für Mauer- und Alpensegler sind die Konsequenzen des kalten Frühlings und der momentanen Hitzewelle tragisch. Silvia Volpi, von der Reha - und Auswilderungsstation Rümlang, spricht vom «heftigsten» Jahr aller Zeiten, nur die Hälfte der Vögel habe überlebt: «Die anhaltende Kälte im April und Mai bedeutete bereits für viele Vögel den Tod, die Restlichen mussten ihre Brutzeit verschieben.» Da nur wenige Insekten mit den kalten Temperaturen zurecht kamen, fehlte es den Zugvögeln an Futter, sie waren nicht im Stande ihre Eier auszubrüten und warfen sie aus den Nestern.

Erst nachdem es wärmer wurde, legten die Altvögel neu. «Anfangs Juli - viel zu spät - schlüpften die Segler», so Volpi. Das Schlimmste an der Sache sei aber, dass die Jungvögel, wenn ihre Eltern frühzeitig ins Überwinterungsgebiet Afrika fliegen, sich selbst überlassen werden: Die Mauersegler ziehen seit zwei Wochen bereits weiter und lassen teilweise ihre Babys zurück. «Viele sind unterfüttert und dehydriert.»

Springen wegen Hitze aus den Nestern

Weil die Nester meist unter Dächern gebaut werden, leiden die Küken jetzt enorm unter der Hitze. «Die Ziegel glühen mit etwa 100 Grad, die Vögel halten es nicht mehr aus und springen aus dem Nest», sagt Volpi weiter. Da viele aber viel zu jung und schwach zum Fliegen sind, stürzen sie zu Boden und bleiben liegen. «Dort sind sie dann auf die Hilfe der Menschen angewiesen, alleine haben sie keine Chance zu überleben», so Volpi.

Sie rät jedem, der einen Mauer- oder Alpensegler am Boden findet, ihn in einem Karton mit Löchern in die nächste Vogelstation zu bringen. «Dieses Jahr habe ich immer etwa 50 bis 60 Vögel bei mir, vielen musste ich Infusionen verabreichen», sagt Volpi.

Auch Christoph Marti von der Schweizerischen Vogelwarte in Sempach hat viele Mauersegler auf der Pflegestation. «Der Brutofen unter den Ziegeln ist für sie eine Qual.» Aufgrund des kalten Frühlings und der verspäteten Brutzeit seien aber auch andere Küken durch die jetzige Hitze gefährdet: «Spatzen, Amseln und Stockenten sind die meistvertretenen Pfleglinge bei uns», so Marti, «für die Jahreszeit sind aussergewöhnlich viele Vögel verletzt.» Die Hitze hält gemäss Meteo Schweiz sicher noch bis am Mittwoch an.

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