Rätselhafte Radioaktivität über Europa gemessen

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Jod-131Rätselhafte Radioaktivität über Europa gemessen

Über Europa ist in den letzten Wochen radioaktives Jod-131 hinweggezogen. Woher stammt es? Und wie gefährlich ist es?

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Radioaktivität über weite Teile Europas: Eine solche Meldung schürt Ängste.
Doch im aktuellen Fall besteht kein Grund zur Sorge, wie die tschechische Strahlenschutzbehörde mitteilt.
Demnach haben die in der Luft festgestellten Werte an der Grenze der Messbarkeit gelegen.
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Radioaktivität über weite Teile Europas: Eine solche Meldung schürt Ängste.

Flickr.com/IAEA Imagebank/CC BY-SA 2.0

In weiten Teilen Europas sind im Januar Spuren von radioaktivem Jod-131 gemessen worden. Zuerst bei Messstationen im Norden Norwegens, später nachweislich auch in Finnland, Polen, Tschechien, Frankreich, Spanien und Deutschland.

Allerdings hätten die in der Luft festgestellten Werte an der Grenze der Messbarkeit gelegen, wie die tschechische Strahlenschutzbehörde SJUB am Dienstag in Prag mitteilte. «Es gibt keinerlei Grund zu irgendwelchen Sorgen um die Folgen für den Menschen», erklärte ein Sprecher. Es sei davon auszugehen, dass die Radionuklide Jod-131 über die Atmosphäre nach Europa transportiert worden seien.

Entwarnung gibt auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG): Laut dessen Mitteilung konnte in der Schweiz im besagten Zeitraum kein Jod-131 nachgewiesen werden.

USA unternahmen Messflüge

Spekulationen über einen Unfall in einem AKW nannte die tschechische Behörde «Unsinn». Denkbar sei indes ein Problem bei einem Hersteller von radioaktiven Medikamenten, wie sie in der Strahlentherapie eingesetzt werden. Denn das identifizierte Jod-131 wird in der Nuklearmedizin – vor allem bei der Behandlung von Schilddrüsenkrebs – verwendet.

Zuvor hatte die französische Aufsichtsbehörde ISRN von ähnlichen Messungen berichtet. Die kurze Halbwertzeit von Jod-131 von rund acht Tagen deute darauf hin, dass die Radioaktivität in jüngster Zeit entwichen sei, hiess es in einer Mitteilung.

Britische Medien berichteten, dass die US-Luftwaffe ein Spezialflugzeug vom Typ WC-135 nach England entsandt habe, das radioaktive Partikel in der Atmosphäre messen kann. Demnach gebe es Befürchtungen, dass Russland auf der Doppelinsel Nowaja Semlja im Nordpolarmeer einen nuklearen Sprengsatz getestet haben könnte. Dem widersprachen jedoch europäische Geologen, wie Bild.de schreibt: Es habe keine seismische Aktivität gegeben, die einen solchen Test vermuten lasse.

(fee/sda)

So gefährlich ist Jod-131

Jod-131 sammelt sich beim regulären Betrieb eines Reaktors in Zwischenräumen der Brennstäbe an. Kommt es zum Störfall, entweicht radioaktives Iod als einer der ersten Stoffe ins Freie. Nach dem Abregnen gelangt Jod-131 vor allem in Blattgemüse und über Futterpflanzen in Milch und Milchprodukte. Über die Nahrung aufgenommen, reichert sich das Isotop in der Schilddrüse an. Deren Gewebe ist dann von innen den Elektronen aus dem Beta-Zerfall ausgesetzt, die zu einem Absterben oder zur Mutation der betroffenen Zellen führen.

Laut mehreren Studien besteht zwischen der Entstehung von Schilddrüsenkrebs als Folge einer Inkorporation von Jod-131 ein Zusammenhang. Dies vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Belege fanden Epidemiologen in Hiroshima und Nagasaki sowie in Tschernobyl.

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