Grausame NaturRiesenkrebs verspeist schlafenden Vogel
Ein tiefhängender Ast ist für einen Vogel ein denkbar schlechter Ort zum Schlafen, wenn das grösste an Land lebende Krebstier in der Nähe ist.
Der Palmendieb ist ein wahrlich imposantes Geschöpf. Sein Körper wird bis zu 40 Zentimeter lang und sein Gewicht erreicht drei bis vier Kilogramm. Die Spannweite der Beine beträgt bis zu einem Meter. Seine riesigen Zangen können bis zu 30 Kilogramm anheben und mit einer Kraft von 3300 Newton zuschnappen. Das ist mit einem Tigerbiss vergleichbar und reicht aus, um Kokosnüsse zu knacken. Der Palmendieb (Birgus latro) heisst deshalb im Englischen auch Coconut crab.
Der Krebs tut sich aber nicht nur an Kokosnüssen gütlich, als Allesfresser ist er auch Fleisch nicht abgeneigt. Besonders dann, wenn es in Form eines ausgewachsenen Rotfusstölpels daherkommt. Der Seevogel hat eine Spannweite von bis zu 145 Zentimeter und teilt sich mit dem Palmendieb verschiedene kleine Inseln im Indischen Ozean. Das wurde einem unvorsichtigen Exemplar im Chagos-Archipel zum Verhängnis, wie der Biologe Mark Laidre im Fachblatt «Frontiers in Ecology and the Environment» berichtet.
Invasion der Krebse
Der Forscher beobachtete, wie ein Palmendieb den Meeresvogel packte, als dieser auf einem tiefhängenden Ast seine Nachtruhe genoss. Er packte den Vogel am Flügel und nahm dem Tölpel so die Möglichkeit zur Flucht. Dann wurde es laut Laidre richtig unheimlich. Angelockt vom Geruch frischen Blutes waren innert 20 Minuten fünf weitere Palmendiebe vor Ort. Es brach ein heftiger Kampf um den Vogel aus, der zu diesem Zeitpunkt noch atmete.
Es dauerte mehrere Stunden, bis die Palmendiebe den Vogel zerkleinert und sich alle mit einem Stück davongemacht hatten. Laidre hielt die ganze Situation auf Video fest, veröffentlichte aber nur den Anfang – bevor es richtig blutig wurde.
Vögel passen sich an
Laidre sieht im Überfall des Palmendiebs einen Grund, weshalb die Tölpel auf gewissen Inseln des Archipels ihre Nester nicht mehr am Boden bauen. Da Palmendiebe nicht schwimmen können, sind sie auf den einzelnen Inseln sehr unterschiedlich häufig vertreten. Dort, wo es sehr viele Palmendiebe gibt, haben die Tölpel deshalb aus gutem Grund ihr Nistverhalten angepasst.
Als Mensch muss man sich nicht vor Palmdieben fürchten. Wie Laidre dem «National Geographic» sagte, sind die Krebstiere nicht aggressiv, sondern neugierig. «Sie springen einen nicht an oder versuchen anzugreifen. Palmendiebe sollten sich eher vor Menschen fürchten.»
Der Überfall des Palmendiebes. (Video: Youtube/Coconut Crab Conservation)