Schweizer erhellen Slums von Bogotá

Aktualisiert

«Ein Liter Licht»Schweizer erhellen Slums von Bogotá

Zehn Studenten der HSG bringen ein einfaches Prinzip nach Südamerika: Mit einer Pet-Flasche und Wasser bringen sie Licht in die Hütten kolumbianischer Armensiedlungen.

F. Voegeli
von
F. Voegeli

(Quelle: Youtube/playwiththejunglegym)

Das philippinische Projekt mit dem Namen «Isang Litrong Liwanag» heisst auf Deutsch «Ein Liter Licht». Dieser leuchtende Liter, der in einer Pet-Flasche von der Decke hängt, macht für Slumbewohner einen gewaltigen Unterschied. In den Wellblechbehausungen ist es auch tagsüber dunkel, Fenster gibts nicht, und Lichtlöcher würden auch Regen in die Wohnungen lassen.

Die MyShelter Foundation hat mit ihrem Projekt schon tausende Hütten in Armensiedlungen rund um Manila erhellt. Jetzt wird es auch in Kolumbien heller, denn ein Trupp HSG-Studenten des Masters in Strategy and International Management (SIM) hat sich mit demselben Ziel auf den Weg nach Südamerika gemacht. Im Rahmen des Praxiskurses SIMagination gründeten sie den gemeinnützigen Verein «Liter of Light Switzerland».

Hell wie eine Glühbirne

Das Prinzip ist simpel und ökologisch: Eine randvoll mit Wasser und etwas Bleichmittel gefüllte Pet-Flasche wird durch ein genau bemessenes und abgedichtes Loch im Dach gesteckt (siehe obiges Video). Die Flaschenhälfte an der Sonne reflektiert das Licht ins Innere der Behausung. Ohne weiteres, und ohne Elektrizität. Bei guter Sonneneinstrahlung wird die innovative Lichtquelle etwa so hell wie eine 55-Watt-Birne und muss nur alle drei bis fünf Jahre ausgewechselt werden. Das Bleichmittel sorgt dafür, dass das Wasser keimfrei und klar bleibt.

Das Solarflaschenlicht wurde gemäss der «New York Times» im Jahr 2002 vom Brasilianer Alfredo Moser erfunden. Der Mechaniker habe nach einem Weg gesucht, seine Werkstatt während eines lange andauernden Stromausfalls zu beleuchten. Welche Rolle die Studenten am Massachusetts Institute of Technology hatten, die unter anderem vom «Liter-of-Light»-Projekt als Designer und Entwickler erwähnt werden, ist nicht ganz klar, aber die Gratis-Glühbirne bringt auf den Philippinen jeden Tag mehr Licht ins Dunkel. Die Idee ist so simpel, dass sie auch ausserhalb des Projektes von den Bewohnern selbst umgesetzt und weiterverbreitet wird. Sollte es in Kolumbien ähnlich verlaufen, umso besser.

Neue Organisation vor Ort gegründet

Die St. Galler Studenten machten sich im Februar 2012 auf nach Bogotá, um vor Ort mit lokalen Hilfsorganisationen die Verbreitung des Konzeptes anzugehen. Einerseits wurden gemeinsam Flaschen in die Dächer von armen Familien installiert, aber es ging auch darum, die Organisationen bei ihrer Arbeit zur Seite zu stehen. So konnte die «Fundación Un Litro de Luz Colombia» ein Netzwerk von freiwilligen kolumbianischen Ingenieuren und Wirtschaftsstudenten aufbauen, die das Projekt vor Ort weiterführen und unterstützten werden.

Ausserdem wollen die Schweizer die Idee der Solarflaschen in weitere Länder verbreiten. «Liter of Light Switzerland» soll langfristig als Anlaufstelle für die vielen Hilfsorganisationen etabliert werden, welche die Idee von Solarflaschen schon in Sambia, Argentinien, Peru, Brasilien, Kolumbien, den Philippinen, Indien und Indonesien umsetzten. Dafür sind sie auf der Suche nach weiteren Vereinsmitgliedern und Sponsoren. Am 22. April laufen sie beim Zürich Marathon mit, um Spenden zu sammeln.

Die Wunderflasche

Der Gründer der MyShelter Foundation, Illac Diaz, hat das Potenzial der Pet-Flaschen auch in weiteren Projekten erkannt. In der philippinischen Stadt San Pablo baute er eine Schule aus tausenden mit Lehm gefüllten Flaschen.

Diaz selbst ist allerdings alles andere als eine Flasche. Der Wirtschafter aus Manila war als Model und Partygänger unterwegs, bevor er sich am Massachusetts Institute of Technology und in Harvard weiterbildete. Auch die Schweiz erscheint im Lebenslauf des engagierten Wirtschafters. 2008 wurde er vom WEF in Genf mit dem Titel «Young Global Leader» ausgezeichnet.

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