Kurz vor Durchbruch?Schweizer forschen an Antibiotika-Alternative
An der Universität Bern wird derzeit intensiv an einer Alternative zu Antibiotika geforscht. Die WHO warnt seit Jahren vor der Verbreitung resistenter Bakterien.

Weil Bakterien resistent gegen Antibiotika werden können, suchen Forscher nach Alternativen auch an der Universität Bern.
Ein internationales Forscherteam unter Berner Leitung hat eine Substanz entwickelt, um bakterielle Infektionen ohne Einsatz von Antibiotika zu behandeln. Die Forscher hoffen, dass damit künftig Antibiotika-Resistenzen vermieden werden können.
Das Forscherteam verweist auf die Weltgesundheitsorganisation WHO, die vor dem weltweiten Vormarsch solcher Resistenzen warne. Ist eine Person gegen Antibiotika resistent, können auch simple Infektionen wie etwa Lungenentzündungen tödlich enden.
Schutzschild gegen Bakterien-Gift
Die Forscher unter der Leitung von Eduard Babiychuk und Annette Draeger vom Institut für Anatomie der Universität Bern haben nun nach eigenen Angaben mit Liposomen eine Art Schutzschild entwickelt. Dieser fängt die von den Bakterien ausgestossenen Giftstoffe ein, wie aus einer Mitteilung der Universität Bern hervorgeht.
«Wir haben einen unwiderstehlichen Köder für bakterielle Toxine kreiert. Darum attackieren sie die Liposomen und werden dort gezielt eingefangen und unschädlich gemacht, ohne dass sie Schaden an unseren Körperzellen anrichten können», wird Studienleiter Babiychuk in der Mitteilung zitiert.
Keine Gefahr durch Resistenzbildung
Da sich die Wirkung der Liposomen nicht gegen die Bakterien selber richtet, können nach Angaben der Forscher auch keine Resistenzen entstehen. Mäuse, die im Tierversuch mit diesen Liposomen behandelt wurden, überlebten laut Co-Studienleiterin Draeger eine sonst tödliche Blutvergiftung. Die Studie wurde am Sonntag in der Fachzeitschrift «Nature Biotechnology» publiziert.
Der neue Wirkstoff ist von der Technologietransfer-Organisation Unitectra Bern, der auch die Universitäten Basel und Zürich angeschlossen sind, zum Patent angemeldet worden.
Die neue Substanz wird laut Mitteilung als Medikament von der Genfer Biotechfirma Lascco weiterentwickelt und für die klinischen Studien und die Anwendung am Menschen vorbereitet.
Eine erste klinische Studie mit Patienten, die an einer schweren Lungenentzündung durch Streptokokken leiden, ist nach Angaben des Forscherteams derzeit in Planung. (sda)