Schweizer lesen so viel wie noch nie

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16 Millionen BücherSchweizer lesen so viel wie noch nie

Die Digitalisierung sorgt nicht dafür, dass wir weniger lesen, sondern selektiver. 16 Millionen Bücher werden pro Jahr in der Schweiz verkauft.

Gutes Jahr für den Buchhandel: Orell-Füessli-Filiale Kramhof in Zürich.

Gutes Jahr für den Buchhandel: Orell-Füessli-Filiale Kramhof in Zürich.

Keystone/Alessandro Della Bella

Regelmässig wird über den angeblichen Niedergang der Lesekultur gejammert. Doch die Experten wissen es besser. «Wir lesen heute so viel wie nie zuvor», sagt Maximilian Benz, Oberassistent des deutschen Seminars der Universität Zürich gegenüber der «NZZ am Sonntag».

Die Schriftlichkeit in unserer Welt werde immer dominanter. Benz zählt dazu alle Formen von Text, von literarischen Werken über Modemagazine vom Kiosk bis zu SMS und elektronischen Anzeigetafeln im Tram. Die Menge an Text, die wir täglich verarbeiten, ist immens. «Wir lesen heute selektiver, vielleicht auch oberflächlicher, aber das ist kein Verlust», sagt Benz.

Bessere Zahlen als im Vorjahr

Die Leselust spürt auch der Buchhandel. «Die Befürchtung, dass bald viel weniger gelesen wird, hat sich nicht bewahrheitet», sagt Dani Landolf, Geschäftsführer des Schweizer Buchhändler-Verlegerverbandes. 16 Millionen Bücher werden jedes Jahr in der Schweiz verkauft. «Dieses Jahr liegt die Zahl sogar leicht höher als im Vorjahr», sagt Landolf nach einer ersten Bilanz des Weihnachtsgeschäfts. Das erstaunt nicht. Eine Studie der Zürcher Hochschule der angewandten Wissenschaften ergab, dass 60 Prozent der Erwachsenen mehrmals die Woche in einem Buch liest.

Die Digitalisierung dürfte unser Leseverhalten in den nächsten Jahrzehnten fundamental verändern. Neue Lesesoftware kann schon heute unsere Lesegeschwindigkeit bis zu verdreifachen. Ingenieure arbeiten an Lesebrillen und Lesegeräten, die mit Infrarotlicht unsere Augenbewegungen präzis vermessen. So weiss der Text zu jedem Zeitpunkt, auf welchem Wort der Blick des Lesers gerade liegt. Wer bei einem Begriff hängen bleibt, dem kommt das System unaufgefordert zu Hilfe und übersetzt oder erklärt. In Zeitungstexten lässt es Fotos, Grafiken oder Hologramme einspielen. In Romanen befeuert es die Vorstellungskraft, indem es Töne oder Bilder erschienen lässt, sobald die Augen über die passenden Zeilen gleiten.

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