Klimawandel-FaustregelTrockene Gebiete werden nicht immer trockener
Trockene Regionen werden trockener, feuchte feuchter - so lautet eine Faustregel zum Klimawandel. Nun haben ETH-Forscher herausgefunden, dass das nicht immer stimmt.

Im Amazonas und in Patagonien gilt die Faustregel nicht, wonach trockene Gebiete trockener und feuchte feuchter werden.
Eine Faustregel für eine der möglichen Folgen des Klimawandels lautet «trockene Regionen werden trockener, feuchte feuchter». Nun weisen jedoch Forschende der ETH Zürich nach, dass die Regel nur über Ozeanen, nicht aber über Landmassen gilt.
Die Regel heisst auf Englisch «dry gets drier, wet gets wetter», kurz: DDWW. Sie wurde mit einer Technik aufgestellt, die die klimatischen Eigenschaften über den Ozeanen zwar gut erfasst, nicht aber für Gebiete auf dem Land. Das sei bisher im wissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs übersehen worden, erklärten die Forschenden in einer Mitteilung vom Montag.
Wassermenge macht den Unterschied
Der Unterschied ist, dass über Landoberflächen die Menge des verfügbaren Wassers im Gegensatz zu Ozeanen limitiert ist. Das Team um Sonia Seneviratne, Professorin für Land-Klima-Dynamik an der ETH Zürich, kombinierte nun bestehende Daten zu Niederschlag, tatsächlicher Verdunstung und potentieller Verdunstung über dem Land neu.
So konnten sie Trends zur Feuchtigkeit respektive Trockenheit einer Region herauslesen. Dabei verglichen sie zudem Daten aus der Zeit von 1948 bis 1968 und von 1984 bis 2004. Die Resultate stellen sie nun im Fachjournal «Nature Geoscience» vor.
Kein eindeutiger Trend
Für drei Viertel der Landflächen war kein eindeutiger Trend zu trockenerem oder feuchterem Klima auszumachen. Beim letzten Viertel sind zwar solche Trends zu verzeichnen - doch nur die Hälfte entspricht der Regel DDWW, die andere Hälfte widerspricht ihr.
So sei es in Feuchtregionen des Amazonas, Mittelamerikas, des tropischen Afrikas oder Asiens - wo es gemäss der Formel DDWW noch feuchter hätte werden sollen - in der Vergangenheit trockener geworden. Umgekehrt seien Trockengebiete in Teilen Patagoniens, Zentralaustraliens und des mittleren Westens der USA feuchter statt trockener geworden.
Die Faustregel «feucht wird feuchter» trifft im Osten der USA, Nordaustralien oder im Norden Eurasiens zu. «Trocken wird trockener» gilt in der Sahelzone, auf der Arabischen Halbinsel oder für Teile Zentralasiens und Australiens.
«Unsere Resultate unterstreichen, dass man sich nicht zu sehr auf vereinfachende Grundsätze abstützen soll, um vergangene Veränderungen bei Trockenheit oder Feuchte einzuschätzen», sagte Erstautor Peter Greve in der Mitteilung. Für Ozeane sei der Grundsatz DDWW aber nach wie vor zutreffend, betonen die Forscher. (sda)