Unglücks-Raumfrachter wurde gesprengt

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Cygnus-RaumfrachterUnglücks-Raumfrachter wurde gesprengt

Die Rakete mit dem Versorgungsschiff Cygnus wurde nach dem Start bewusst zerstört. Dies, nachdem es zuvor zu einer Explosion gekommen war.

Noch ist unklar, was beim Start der privaten amerikanischen Antares-Rakete mit dem von Orbital Sciences entwickelten Frachter «Cygnus» am Dienstagabend um 18.22 Ortszeit (23.22 MEZ) genau schiefgelaufen ist. Sicher ist aber, dass die Rakete sechs Sekunden nach dem Start auf Anweisung der Flugleitung gesprengt wurde.

Nach den Worten des ehemalige NASA-Astronaut Frank Culbertson, der jetzt Vizepräsident der privaten Firma Orbital Sciences ist, war nach einer ersten Explosion der Befehl zur völligen Zerstörung des Fluggeräts gegeben worden. Mit einer solchen Massnahme soll etwa verhindert werden, dass Raketenteile auf bewohntes Gebiet einschlagen. Nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde NASA gab es weder Tote noch Verletzte.

Die erste Explosion ereignete sich laut Angaben der Nasa in dem Treibstoffstanks der Rakete. Culbertson betonte aber: «Es ist noch viel zu früh, um genau zu wissen, was passiert ist». Der Start war auf dem Weltraumbahnhof Wallops im US-Staat Virginia erfolgt.

Cygnus sollte rund 2300 Kilogramm Lebensmittel, Vorräte und wissenschaftliches Material zur ISS bringen. Seit 2013 gab es drei erfolgreiche Flüge. Nach Nasa-Angaben waren aber keine dringend benötigten Versorgungsgüter an Bord der «Cygnus». «Die Mannschaft ist in keiner Gefahr», sagte der NASA-Chef für bemannte Raumfahrt, William Gerstenmaier.

Die Rakete und der Transporter, die zusammen umgerechnet mehr als 189 Millionen Franken kosteten, seien verloren, sagte Culbertson. Ob auch die Startrampe und andere Einrichtungen zerstört wurden, war zunächst unklar.

«Wir sind sehr enttäuscht», sagte Gerstenmaier. Das Unglück zeige, «dass Raumfahrt ein harter Job ist», der nicht ohne Gefahren sei. Culbertson fügte hinzu: «Wir werden herausfinden, was schiefgegangen ist, wir werden es beheben und wir werden wieder fliegen.» Die Nasa warnte die Bevölkerung davor, sich den Wrackteilen zu nähern.

Nasa-Sprecher Rob Navias entkräftete derweil die Sorge vor Engpässen für die ISS-Astronauten infolge der gescheiterten Mission. Es gebe nichts, was die Crew derzeit dringend benötige, sagte er. Derzeit arbeiten drei Russen, zwei US-Amerikaner und ein Deutscher auf dem Aussenposten der Menschheit in rund 400 Kilometer Höhe.

Russischer Transporter ISS unterwegs

In der Tat ist bereits weitere Nachschub für die ISS unterwegs: Wenige Stunden nach der Explosion des US- Raumfrachters hat Russland einen Transporter mit Nachschub für die Internationale Raumstation ISS ins All geschossen. Die Sojus-Trägerrakete transportierte Nahrungsmittel, Treibstoff und private Post.

Sie hob am Mittwochmorgen wie geplant gegen 8.10 Uhr (MEZ) vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ab, wie die Flugleitzentrale bei Moskau mitteilte. Der Progress-Transporter sollte nach rund sechs Stunden an der ISS festmachen. Im Dezember ist ein Versorgungsflug des privaten US-Transporters «Dragon» angesetzt.

Dieses Amateurvideo zeigt die Explosion, aufgenommen von einem Flugzeug aus:

Bereits am Montag Countdown abgebrochen

Es wäre der vierte Versorgungsflug von «Cygnus» gewesen. «Cygnus» ist ein unbemanntes Fluggerät, das nach einem Flug nicht wiederverwendet wird. Der Raumfrachter, der auf dem Rückweg meist Müll befördert, verglüht beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre.

Neben Orbital hat die Nasa auch das Unternehmen SpaceX mit solchen Ausrüstungsmissionen für die ISS beauftragt. Erst am Montag musste ein Countdown nur zehn Minuten vor dem Start abgebrochen werden – ein Boot war der Abschussrampe am Atlantikufer zu nahe gekommen. Auch zuvor hatte es Verzögerungen gegeben.

Die Nasa hatte 2011 ihr Shuttle-Programm beendet - mit «Cygnus» wollten sich die USA bei der Versorgung der ISS unabhängig von russischen Flügen machen. Im Rahmen des knapp zwei Milliarden Dollar schweren Vertrags sollte es bis 2016 mindestens sieben weitere Flüge geben. (sda)

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