Unter Italien erwacht ein Supervulkan

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Phlegräische FelderUnter Italien erwacht ein Supervulkan

Es brodelt in Süditalien: In der Nähe von Neapel zeigt der Supervulkan, der einen der grössten Ausbrüche der Geschichte verursachte, erhöhte Aktivität.

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Die Phlegräischen Felder in Süditalien liegen über einer riesigen Magmakammer. Im Bild sieht man sogenannte Solfataren, heisse Ausströmungen von Gasen, die hauptsächlich Schwefelwasserstoff, Kohlenstoffdioxid und Wasserdampf enthalten.
Forscher haben festgestellt, dass der Druck im Boden einen Punkt erreichen könnte, an dem eine Eruption droht. (Im Bild: Solfataren bei Pozzuoli.)
Im Bild die Fumarolen bei Pisciarelli. Fumarolen sind Dampfaustrittsstellen, aus der Wasserdampf und zum Teil vulkanische Gase austreten.Wenn ihre Temperatur zunimmt oder sich die Zusammensetzung des austretenden Gases drastisch ändert, kann dies ein Indiz für einen neuen Vulkanausbruch sein.
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Die Phlegräischen Felder in Süditalien liegen über einer riesigen Magmakammer. Im Bild sieht man sogenannte Solfataren, heisse Ausströmungen von Gasen, die hauptsächlich Schwefelwasserstoff, Kohlenstoffdioxid und Wasserdampf enthalten.

/dea / Archivio J. Lange

Man sagt, er sei für das Ende der Neandertaler verantwortlich gewesen. Unter den Phlegräischen Feldern in Kampanien befindet sich ein Supervulkan, der vor 39'000 Jahren die grösste Eruption in Europa seit 200'000 Jahren verursachte. Lange Jahre war er inaktiv. Nun haben Forscher festgestellt, dass der Druck im Boden einen Punkt erreichen könnte, an dem eine Eruption droht.

Ein Supervulkan ist, anders als ein konventioneller Vulkan, kein Berg, aus dem oben manchmal Rauch aufsteigt. Ein Supervulkan ist ein riesiges Gebiet mit vulkanischer Aktivität über einer besonders grossen Magmakammer. Weltweit sind 20 Supervulkane bekannt. An der Oberfläche bildet er einen charakteristischen Kessel, die sogenannte Caldera.

Die Caldera ist bei einem früheren Ausbruch entstanden, als der Vulkan so grosse Mengen Magma ausstiess, dass er in sich selbst zusammenfiel. In der Caldera gibt es Geysire, Thermalquellen und Gasaustrittstellen. Der Boden kann sehr heiss werden.

Brennende Felder

Die Phlegräischen Felder oder Campi Flegrei tragen diesem Umstand Rechnung mit ihrem Namen, der «brennende Felder» bedeutet. Auf dem gesamten Gebiet gibt es mehr als 50 Eruptionsherde, wobei die Caldera zu zwei Dritteln im Mittelmeer liegt. Sie entstand bei der Explosion vor 39'000 Jahren. Laut einer Studie von 2010 besteht ein Zusammenhang zwischen diesem Ausbruch, dem darauffolgenden vulkanischen Winter und dem Verschwinden der Neandertaler.

Seither gab es noch zwei grössere Eruptionen, vor 35'000 Jahren und vor 12'000 Jahren. Das letzte Mal brach der Supervulkan 1538 aus. Damals dauerte die Eruption acht Tage. Dabei bildete sich der 133 Meter hohe Monte Novo.

Boden hebt sich

Nun berichtet ein Team um Giovanni Chiodini vom Nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie, dass sich die Phlegräischen Felder einem kritischen Ausgasungsdruck annähern, an dem es zu einer weiteren Eruption kommen könnte. Aufsteigendes Magma könnte heisse Gase und Flüssigkeiten in das umgebende Gestein drücken. Dieses würde dadurch instabil werden, was das Erreichen eines kritischen Punktes noch beschleunigen würde.

Im Laufe des letzten Jahrzehnts wurde tatsächlich eine Anhebung der Phlegräischen Felder beobachtet, was darauf hindeutet, dass verstärkt flüchtiges Gas zur Oberfläche aufsteigt. Italien hat deshalb die Alarmstufe von grün auf gelb angehoben, was bedeutet, dass der Supervulkan wissenschaftlich überwacht werden muss.

500'000 Anwohner

Zwei andere Vulkane, der Rabaul in Papua-Neuguinea und der Sierra Negra auf den Galapagos-Inseln, zeigten beide eine verstärkte Deformation des Bodens, bevor sie ausbrachen. Ähnliches geschehe nun auf den Phlegräischen Feldern, sagte Chiodini der Nachrichtenagentur AFP.

Das sind keine guten Aussichten für eine Gegend, in der 500'000 Menschen leben. Trotzdem besteht noch keine Grund zur Panik. Zwar könnte ein grosser Ausbruch bevorstehen, genau sagen kann das aber niemand. «Es gibt viele Unsicherheiten, und Langzeitvoraussagen sind zurzeit nicht möglich», sagte Chiodini der «Washington Post». «Zum Beispiel könnte sich der Prozess, den wir beschreiben, in beide Richtungen entwickeln. Hin zu vor-eruptiven Bedingungen oder hin zu einem Ende der vulkanischen Unruhe.»

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